Glückliche Segler, zufriedene Veranstalter: Die 87. Nordseewoche im 100. Jahr war ein voller Erfolg. Rund 120 Yachten haben Helgoland über das Pfingstwochenende zum Zentrum der deutschen Seesegelszene gemacht. Trotz zwei Jahren Zwangspause verlief die Veranstaltung reibungslos – dank der perfekten Organisation und der vielen ehrenamtlichen Helfer.
Gero Bruckmann, Geschäftsführer der Nordseewoche Marketing GmbH äußerte sich zum Abschluss ebenfalls zufrieden: „Ich freue mich neben dem perfekten Segelwetter besonders, dass wir den Seglern nach zwei Jahren Pause wieder eine Nordseewoche im gewohnten Rahmen bieten konnten.“
Wettertechnisch kamen die Segler voll auf ihre Kosten: „Wir hatten in diesem Jahr von allem etwas: Von Flaute über zwei Tage guten Wind bis hin zu einem Tag mit sehr viel Wind“, sagte Marcus Boehlich. Albert Schweizer ergänzt: „Hätten wir es uns wünschen können, dann genau so, wie es gekommen ist. Man kann es gar nicht besser treffen mit dem Wetter. Ich hatte es als Wettfahrtleiter dieses Jahr leicht, weil die Bedingungen so gut waren.“
Den Auftakt der Nordseewoche bildete noch vor der offiziellen Eröffnung die Regatta Wedel-Cuxhaven am Freitag (3. Juni), die als Zubringer-Wettfahrt für die Hamburger Segler an die Küste dient. Wegen Flaute motorten die Teilnehmer allerdings die Elbe hinab.
In Cuxhaven konnten sich die Segler entscheiden: Entweder noch am Abend im Rahmen des Sundowner Races der Early-Bird-Serie in die Nacht segeln, oder aber an der Eröffnungsfeier teilnehmen und am nächsten Tag im Rahmen der Zubringerwettfahrt Noblex Cup Cuxhaven-Helgoland auf die Insel zu segeln. Der Oberbürgermeister von Cuxhaven, Uwe Santjer, eröffnete die 87. Nordsee. Für Albert Schweizer war das Sundowner Race bereits ein persönliches Highlight der Jubiläums-Nordseewoche: „Es war einfach sensationell. Die Lichtstimmung war unglaublich und der Wind war perfekt. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, warum die Segler bei ihrer Ankunft so geschwärmt haben.“
Am Sonnabend, 4. Juni, segelte der Großteil der teilnehmenden Yachten mit den Zubringerwettfahrten von Cuxhaven (Noblex Cup), Bremerhaven, Hooksiel und Hallig Hooge nach Helgoland. Die Yachten, die bereits auf Helogand waren, segelten drei Hummer Rennen, die zusammen mit dem Sundowner-Race die Early-Bird-Serie bildeten. Nach den vier Rennen der Early Bird Serie stand das Ergebnis fest und damit der Gewinner des Hummer Cups 2022: Klaus-Uwe Stryi mit seiner IMX 40 „Pax“. Das Highlight des Abends war die legendäre boot Düsseldorf Regatta-Party in der Nordseehalle.
Der Pfingstsonntag stand ganz im Zeichen des Capitell Cup Rund Helgoland. 83 Yachten nahmen insgesamt an der Umrundung von Deutschlands einziger Hochseeinsel teil. Daniel Baum von Pantaenius gewann mit der Swan 48 „Elan“ die Gesamtwertung nach berechneter Zeit auf der großen Bahn, und verwies nach berechneter Zeit den Hummer-Cup-Gewinner Klaus-Uwe Stryi mit seiner IMX 40 „Pax“ auf den zweiten Platz. Die Gesamtwertung nach berechneter Zeit aller 38 Boote auf der kleinen Bahn verbuchte Nils Merten Färber mit seiner X-37 „Maila“ auf sein Konto. „Almost Nothing“, die Brenta 60 von Steffen Müller der Burger Segler-Vereinigung, beendete die Wettfahrt als First Ship Home. Den festlichen Rahmen für die Siegerehrung am Abend bot die Capitell-Party in der Nordseehalle.
Der Pfingstmontag begann mit Sturm. Für 9.00 Uhr war der erste Start für die Helgoländer Acht geplant, doch noch kurz vor dem Start zeigte sich keines der gemeldeten Schiffe im Startgebiet zwischen Helgoland und Düne. Doch plötzlich tauchte die „Moorsteert“ von Eigner Gerd-Walter Siefert vom Nordstrander Wassersportverein auf, die in der Wertung der Family Cruiser startete. „Moorsteert“ blieb das einzige Schiff am Start und fuhr die Helgoländer Acht alleine. Bei zwei bis drei Metern Welle sei es draußen doch etwas ruppig gewesen, aber das Schiff sei dafür gebaut und halte das aus, so Eigner Siefert nach der Wettfahrt. Für den Wettfahrtleiter eine ganz besondere sportliche Leistung „Das hat mich wirklich beeindruckt, das ist Seemannschaft. „Moorsteert“ ist damit der Gewinner der Herzen“, sagte Albert Schweizer.
Nachdem mittags die Rückregatten ans Festland gestartet waren, befanden sich nur noch die 42 Teilnehmer des alle zwei Jahre stattfindenden Pantaenius Rund Skagen auf der Insel. Diese stattliche Meldezahl habe Organisationsleiter Marcus Boehlich besonders gefreut. Um 16.30 Uhr startete dann die erste von drei Gruppen zur 510 Seemeilen Langstrecke nach Kiel. „Im nächsten Jahr wird es dann erstmals die Helgoland Offshore Triangle (HOT) zur Nordseewoche geben, die etwa 350 bis 400 Seemeilen betragen wird. Das HOT löst die Edinburgh-Helgoland-Regatta ab, die 2019 zum letzten Mal stattfand“, gibt Wettfahrtleiter Albert Schweizer einen kleinen Ausblick auf die 88. Nordseewoche. „Das HOT startet auf Helgoland und es endet auch wieder hier“, erklärt Schweizer. Die Pantaenius Rund Skagen-Segler sind zur Stunde noch unterwegs und werden nicht vor Donnerstag in Kiel erwartet.
Einen erhobenen Zeigefinger richtet Marcus Boehlich an einige Seesegler, die mit schwarzen Segelnummern und schwarzen Segeln unterwegs sind. Dies erschwere es der Wettfahrtleitung die Nummern abzulesen. „Wir wären früher doch auch nicht auf die Idee gekommen, weiße Nummern auf weiße Segel zu kleben. Wir haben deshalb mindestens sechs Verwarnungen ausgesprochen“, sagte Boehlich.
Etwas enttäuscht zeigte sich der Organisationsleiter über die Meldezahlen der Double-hand-Segler. Im Rahmen der Nordseewoche sollte eigentlich die Internationale Deutsche Meisterschaft Seesegeln Double-hand ausgetragen werden, doch die Meldezahlen blieben hinter den Erwartungen und den Mindestmeldezahlen für eine Deutsche Meisterschaft zurück. Für die Deutsche Meisterschaft schrieb der Deutsche Segler-Verband zwölf Meldungen und zehn Starter vor, es wurden jedoch nur sieben Meldungen und fünf Starter. Aus diesem Grund wurde aus der Deutschen Meisterschaft eine Bestenermittlung, in deren Gesamtwertung auch die Pantaenius Rund Skagen Regatta einfließt, deren Teilnehmer erst gegen Ende der Woche in Kiel erwartet werden. Albert Schweizer sieht den Grund für die geringe Anzahl Meldungen auch in der Vielzahl Regatten: „Es gibt so viele Regatten wie noch nie in diesem Jahr – auch weil viele ausgefallene Regatten jetzt nachgeholt werden. Außerdem müssen wir selbstkritisch sagen, dass viele Segler eben die Weltmeisterschaft in drei Wochen bei der Gotland Rund im Blick haben und deswegen nicht von der Ostsee in die Nordsee kommen wollten.“
Die Siegerehrungen der Rückregatten und von Pantaenius Rund Skagen finden traditionell erst im Herbst statt.
Und was wünscht sich Albert Schweizer für die 88. Nordseewoche im 101. Jahr (26. bis 29. Mai 2023)? „Ich wünsche mir, dass im nächsten Jahr alle wiederkommen.“