Deutschlands Top-Akteure aus dem German Sailing Team nehmen Kurs auf die Olympischen Spiele 2024. Bei der Regatta Trofeo Princesa Sofía vor Mallorca sind namhafte Leistungsträger und junge Aufsteiger und Aufsteigerinnen ihrem Olympia-Start entscheidende Schritte nähergekommen. Die Regatta mit 1.100 Aktiven aus 76 Ländern schlossen die deutschen Seglerinnen und Segler als zehntbestes Nationenteam ab. Sie gehören zu den nur fünf Teams, die mit einmal Silber und zweimal Bronze mehr als zwei Medaillen holen konnten.
Als bester Akteur der deutschen Segelnationalmannschaft konnte Philipp Buhl in der Bucht von Palma alle Hürden auf dem Weg zu seinem dritten Olympia-Einsatz nehmen. Der Ilca-7-Steuermann, der für den Norddeutschen Regatta Verein und seinen heimischen Segelclub Alpsee-Immenstadt startet, hat sich mit Platz zwei vor Mallorca im nationalen Ausscheidungsduell souverän gegen seinen Team- und NRV-Vereinskameraden Nik Aaron Willim durchgesetzt.
Buhl strebt einem weiteren Höhepunkt seiner Karriere entgegen, in der er seit Bronze 2015 vier WM-Medaillen gewinnen konnte. Der 34-jährige Spitzensportler und Sportsoldat hatte 2020 als erster Deutscher WM-Gold im Ilca 7 gewonnen. Erklärtes Ziel Buhls ist es, im dritten Anlauf in der Bucht von Marseille eine olympische Medaille zu gewinnen. „Der Glaube ist da. Ich traue mir zu, eine Medaille gewinnen zu können. Wir wissen, woran wir dafür weiter hart arbeiten müssen. In Marseille zählt dann neben der Erfahrung auch die Wochenform“, sagte Buhl knapp vier Monate vor der olympischen Regatta.
Auf seine Herausforderung bereitet sich Philipp Buhl mit seinem Trainer Alexander Schlonski vor. Erster Gratulant war Nik Aaron Willim, der Buhl in der Ausscheidung gefordert hatte, ihn aber nicht aufhalten konnte: „Glückwunsch zum Olympia-Ticket. Das hast Du Dir verdient. Ich bin ein bisschen traurig, aber auch stolz darauf, wohin ich gekommen bin.“ Auch Willim hatte alle olympischen Qualifikationshürden genommen. DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner zu Buhls Ausscheidungssieg: „Philipp hat ein sehr gutes Event bestritten, seinen Vorsprung in der Ausscheidung konstant ausbauen können und souverän gewonnen – eine starke Leistung. Aber auch Nik Willim hat sich toll geschlagen.“
Im Ilca 6 beendete die Berliner Steuerfrau Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) die Trofeo Princesa Sofía nach Platz fünf im Medaillenrennen als Sechste. Sie konnte sich aber trotz der guten Leistung am Ende ihrer dreiteiligen olympischen Qualifikationsserie nicht unter den Top-Ten-Nationen platzieren.
Die 470er-Mixed-Entscheidung fällt bei der EM in Cannes
Die mit Spannung erwartete Fortsetzung der nationalen 470er-Mixed-Olympia-Ausscheidung ging bei der Trofeo Princesa Sofía ohne Medaillenrennen zu Ende. Für die Mixed-Crews und vor allem für die in der Ausscheidung führenden Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) war das wie ein Déjà-vu: Schon bei der WM war ihnen als Viertplatzierte der finale Kampf um einen Podiumsplatz versagt geblieben. Auch bei der Trofeo mussten sie sich kampflos mit Platz vier anfreunden.
Platz drei holten Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein), die damit ihren Rückstand in der Olympia-Ausscheidung auf Diesch/Markfort auf fünf Zähler verkürzen konnten. „Wir sind mit einem guten Punktepolster hier gestartet. Jetzt ist es kleiner, aber immer noch nicht weg“, hielt Anna Markfort fest. Malte Winkel sagte: „Wir konnten hier Selbstvertrauen tanken. Der Kampf geht in Cannes weiter.“
Vor der dritten und entscheidenden Ausscheidungsregatta im Rahmen der EM im Mai in Cannes führen in der umkämpften deutschen Weltklasse-Gruppe Simon Diesch und Anna Markfort (34 Punkte) vor Malte und Anastasiya Winkel (29 Punkte), Theresa Löffler und Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segelclub Breitbrunn Chiemsee, 19 Punkte), Luise Wanser und Philipp Autenrieth (NRV/Bayerischer Yacht-Club, 18 Punkte) sowie Theres Dahnke und Matti Cipra (Plauer Wassersportverein, 10 Punkte).
Die Kite-Olympia-Tickets werden bei der WM im Mai vergeben
Den anderen dritten Podiumsplatz holte in der Bucht von Palma Formula-Kiterin Leonie Meyer bei ihrer zweiten von drei Ausscheidungsregatten auf Kurs Olympia 2024. Die 31-jährige Top-Athletin, Mutter, Sportsoldatin und Medizinerin vom Norddeutschen Regatta Verein hat eine kämpferisch starke Trofeo Princesa Sofía bestritten und kitet ihrer Olympia-Premiere mit sehr guten Chancen entgegen. Ihr Ausscheidungsfinale bestreitet die Kielerin wie ihre männlichen Teamkollegen bei der Formula Kite WM im Mai vor Hyères.
Im nationalen vorolympischen Duell der Kiter liegt der Trofeo-Sechste Jannis Maus (Cuxkiters) nach zwei von drei Qualifikations-Events mit 28 Punkten vor Florian Gruber (NRV), der bislang 15 Punkte sammeln konnte.
Im iQFOiL sind alle Kriterien erfüllt
Ihre nationale Ausscheidung im iQFOiL bereits beendet haben Sebastian Kördel und Theresa Marie Steinlein (beide Norddeutscher Regatta Verein). Sie haben alle Hürden auf Kurs Olympia 2024 genommen und dürfen mit ihrer Nominierung rechnen.
Während die national unangefochtene, erst 2020 in den Windsurfsport gewechselte Aufsteigerin und Sportsoldatin Theresa Steinlein im Verlauf der Ausscheidung immer besser wurde und die Trofeo Princesa Sofía als Sechste abschloss, hatte ausgerechnet der deutsche Weltmeister von 2022 und Vizeweltmeister von 2023 zu kämpfen: Trotz seines „schwarzen Freitags“ in der Bucht von Palma aber gelang Sebastian Kördel am Ende seiner Olympia-Qualifikationsserie eine Punktlandung.
„Ich freue mich natürlich sehr, dass ich die Qualifikationsbedingungen erfüllen konnte, auch wenn sich heute noch etwas Enttäuschung über den gestrigen Renntag reinmischt“, sagte Kördel in Can Pastilla. Ein mäßiges Ergebnis und ein Frühstart hatten den 1,91 Meter großen Windsurfer am Vorschlusstag den Einzug ins Finale gekostet.
Kohlhoff/Stuhlemmer im Nacra 17 vor zweitem gemeinsamen Olympia-Start
Auf Kurs Marseille dürfen auch Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer vom Kieler Yacht-Club die Segel dichtnehmen. Die Olympia-Dritten von Japan hatten die Trofeo eine Halbzeit lang angeführt, bevor sie in sehr leichten Winden auf Platz zehn zurückfielen. Mit Rang drei im Medaillenrennen ging es für die beiden Sportsoldaten im Endspurt wieder aufwärts auf Platz acht. Paul Kohlhoff zog eine gemischte Bilanz: „Wir glauben, dass wir mehr können. Und wir wollen auch mehr. Wir sind aber stolz darauf, dass wir uns für unsere zweiten gemeinsamen und meine dritten Spiele qualifizieren konnten.“
49er FX: Bergmann/Wille fehlt nur noch das Nationenticket
Den deutschen 49er-Seglern dagegen ist die Erfüllung der DOSB-Nominierungskriterien für Olympia 2024 nicht gelungen. Als beste deutsche Crew kamen Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club) nach bereits zwei schwächeren Ausscheidungsregatten vor Palma nicht über Platz dreizehn hinaus.
Anders bei den 49er FX-Seglerinnen: Der Nationenstartplatz ist bei Marla Bergmann und Hanna Wille die letzte verbliebene Hürde, die sie als German Sailing Team bei der Last Chance Regatta im April vor Hyères nehmen wollen. Die 22-jährige Steuerfrau Marla Bergmann und ihre 23-jährige Vorschoterin Hanna Wille (beide Mühlenberger Segel-Club) sind optimistisch, dass die „Mission Nationenstartplatz“ gelingen kann. Sportsoldatin Marla Bergmann sagte: „Wir haben uns vor Ausscheidungsbeginn alle im Team versprochen, dass wir die Ausscheidungsgewinnerinnen unterstützen werden. Wir glauben daran, dass wir diese Hürde als Team auch noch nehmen können.“
Nadine Stegenwalner: „Wir sind als Team auf gutem Kurs nach Marseille“
Die DSV-Sportdirektorin zog am Finalabend eine positive Bilanz: „Unser Team für Olympia formiert sich und wird stark sein. Da kommen Erfahrung und Aufsteiger-Qualitäten zusammen. Mich haben in dieser Woche viele unserer Seglerinnen und Segler beeindruckt. Wir sind als Team auf gutem Kurs nach Marseille.“