Die Weichen sind gestellt für eine Olympia-Premiere der Formula-Kiter mit deutscher Beteiligung: Jannis Maus (Cuxkiters) und Leonie Meyer (Norddeutscher Regatta Verein) haben alle Bedingungen für ihren Olympia-Start erfüllt.
Bei der Weltmeisterschaft vor Hyères hat Jannis Maus mit Platz fünf erneut seine Zugehörigkeit zur Formula-Kite-Weltspitze demonstriert. Das Finale der Top-Vier verpasste der Oldenburger durch einen Sturz im Halbfinale, das er als starker Hauptrunden-Fünfter erreicht hatte. Mit der WM ging die dreiteilige nationale deutsche Olympia-Ausscheidung zu Ende, in der Jannis Maus seinen Teamgefährten Florian Gruber (Norddeutscher Regatta Verein) im Kampf um die Olympia-Fahrkarte am Ende von drei Ausscheidungsregatten (EM, Trofeo Princesa Sofía, WM) mit 44:17 Punkten deutlicher schlagen konnte als vor Beginn erwartet.
„Es ist absolut phänomenal zu wissen, dass man Teil der weltgrößten Sportveranstaltung sein wird. Am meisten freue ich mich über meine persönliche Entwicklung. Dass ich nach so viel Schweiß, Blut und Tränen jetzt vorne reinfahren kann“, sagte Jannis Maus in Hyères. Über den in der internen Ausscheidung mit 44:17 Punkten besiegten deutschen Weggefährten Flo Gruber sagte Jannis Maus: „Flo hatte viel Pech bei dieser Ausscheidung. Er hat mir sehr sportsmännisch fair gratuliert.“
Flo Gruber hatte bei zwei von drei Ausscheidungsregatten mit Verletzungen zu kämpfen. Bei der Weltmeisterschaft hatte sich der Top-Kiter vom Norddeutschen Regatta Verein schon an Tag eins bei einem Crash mit einem Holzstück eine leichte Gehirnerschütterung sowie muskuläre Oberschenkel- und Nackenprobleme zugezogen. An Tag zwei fuhr ihm ein Konkurrent in die Ferse. Der tiefe Schnitt musste mit fünf Stichen genäht werden. Der 30-jährige Garmisch-Patenkirchener gab trotzdem nicht auf, kämpfte unter Schmerzen bis zum Schluss. Gruber sagte in Hyères: „Ich bin sicher, dass ich die Ausscheidung hätte spannender machen und Jannis auch schlagen können, wenn ich fit gewesen wäre. Doch dafür muss halt alles stimmen. Das Glück war das ganze Jahr über nicht auf meiner Seite.“
Im Olympia-Glück ist dagegen nach seinen beeindruckenden Ausscheidungsergebnissen mit den Plätzen 8, 6 und 5 nun Jannis Maus. DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte: „Jannis hat eine souveräne WM bestritten. Er hat sich toll entwickelt und wiederholt international stark präsentiert. Mit ihm blicken wir sehr zuversichtlich nach Marseille. Für Flo bedaure ich, dass sich einige zusätzliche Hürden in seinen Weg gestellt haben. Er hat sein Potenzial bei mehrfachem Verletzungspech nicht voll abrufen können und nicht für die Spannung sorgen können, die bei den Kitern vor Ausscheidungsbeginn in der Luft lag.“
Jannis Maus dagegen konnte sein Potenzial immer mehr entfalten. Ein Schlüssel dafür ist die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Trainer Jan-Hauke Erichsen vom German Sailing Team und auch mit dem Sportwissenschaftler und Athletik-Trainer Philipp Pukowski, mit dem Maus sein Körpergewicht seit dem vergangenen Jahr ohne Einbußen um bislang sieben wertvolle Kilogramm erhöhen konnte. „Wir wollen schwer und fit sein“, nannte Jan-Hauke Erichsen das Motto seines Schützlings. Über Jannis Maus‘ Qualitäten sagte Erichsen: „Jannis hat erneut gezeigt, dass wir vorne mitmischen können – ein super WM-Ergebnis! Sein Gesamtbild wird immer kompletter. Mein großes Ziel ist es jetzt, Jannis die bestmöglichen Voraussetzungen zu geben, dass er seine beste Leistung bei den Olympischen Spielen abrufen kann.“
Das ist auch das Ziel von Leonie Meyer. Die Kielerin konnte sich mit WM-Platz 15 final für ihre Olympia-Premiere qualifizieren. National konkurrenzlos gut, hat die 31-jährige Kiterin vom Norddeutschen Regatta Verein alle Bedingungen zur Teilnahme an der olympischen Regatta in Marseille (28. Juli bis 8. August) erfüllt. Die Medizinerin und Mutter eines kleinen Sohns genoss den Moment und sagte: „Damit wird ein großer Traum wahr. Ich freue mich einfach auch sehr, dass ich meinem Umfeld, meinen Unterstützern mit der Olympia-Qualifikation etwas zurückgeben kann für den tollen Rückhalt.“ Mit ihrem aktuellen WM-Ergebnis war Leonie Meyer weniger zufrieden als mit den Erkenntnissen: „Wir haben bei der WM noch einige Baustellen aufgedeckt, die wir jetzt angehen.“