Brasilianischer Doppelsieg beim Finale der Stars Sailors League

10/12/2018 - 16:58 in Sport by Star Class

Zum zweiten Mal schon hat eine brasilianische Crew das Finale der Star Sailors League gewonnen. Es war dieses Mal aber nicht die von den Buchmachern favorisierte Mannschaft. Olympia-Legende Robert Scheidt und sein Vorschoter Henry Boening waren als Top-Favoriten in die Regatta gestartet und hatten alle Tage der Qualifikationsrunde vor Nassau dominiert. Doch am "Super-Samstag" waren es Jorge Zarif und Pedro Trouche, die alle Durchgänge gewannen.

Erst 26 und 27 Jahre alt, sind Zarif als amtierender Starboot-Weltmeister und Finn-Weltmeister von 2013 und Trouche die ersten Sieger unter 40 Jahren, die sich im alljährlichen Kampf  um den Titel "Top-Star der Segelwelt" durchsetzen konnten. "Wir sind selbst über unsere Dominanz überrascht, weil das Niveau hier so hoch war", räumte Zarif ein, "wir haben heute unsere besten Rennen gesegelt. Wir haben 100 Prozent gegeben, haben die ganze Zeit gehangen und gepumpt. Das hat definitiv den Unterschied gemacht. Es ist ein Privileg, hier zu sein. Und es ist ein Privileg, diese Jungs zu besiegen."

Die finalen Rennen wurden am "Super-Samstag" unter grau verhangenem Himmel ausgetragen – ein untypisches Szenario für die Bahamas. Die frische östliche Brise wehte direkt in die Montagu Bucht hinein, ihre Böen erreichten bis zu 20 Knoten. Zum Auftakt waren die acht Viertelfinalisten gefordert. Zarif und Trouche konnten sich durchsetzen. Die letzten drei Mannschaften – Paul Cayard/Arthur Lopes, Lars Grael/Samuel Gonçalves und Freddy Lööf/Edoardo Natucci – schieden aus.

Cayard war nach seiner Galavorstellung am Vortag ins Straucheln geraten, nachdem er auf der ersten Kreuz einen Penalty kassiert hatte. Als nächstes gewannen die jungen Brasilianer das Halbfinale. Was Mark Mendelblatt und Brian Fatih, die sich mit ihrem zweiten Platz am Ende der Vorrunde direkt ins Semifinale katapultiert hatten, bei Ziellinien-Überlappung mit Eivind Melleby (Norwegen) und Josh Revkin (USA) knapp verloren. Die zweimaligen Star-Sailors-League-Final-Sieger Mendelblatt und Fatih schieden wie die Franzosen Xavier Rohart und Pierre-Alexis Ponsot  und Olympiasieger Mateusz Kusznierewicz mit Dominik Zycki aus Polen aus. Auf der ersten Kreuz im Finale fällten die Top-Favoriten Robert Scheidt und Henry Boening eine Entscheidung, die sie in der Retrospektive bereuten.

Der zwölfmalige Weltmeister Scheidt erklärte später an Land, dass er auf die italienisch-deutsche Crew Negri/Kleen gewendet sei, aber besser seinen Landsleuten auf die rechte Seite hätte folgen sollen. "Wären wir ihnen ganz auf die rechte Seite gefolgt, dann hätten auch wir den Linksdreher bekommen. Doch das sind Entscheidungen, die du binnen einer Sekunde treffen musst", räumte Scheidt ein. Seinen Bezwingern zollte Scheidt großen Respekt: "Sie haben den Tag heute voll verdient! Sie haben drei Rennen mit großem Vorsprung gewonnen. Sie waren schnell und haben sowohl am Wind als auch vor dem Wind gut gesegelt. Jorge hat eine große Zukunft vor sich."

Während Paul Cayard zwei Nächte zuvor sein Rigg neu eingestellt hatte und am Folgetag auftrumpfen konnte, gelang Zarif und Trouche ähnliches von Freitag auf Samstag. Auch sie hatten ihrem schlanken Mast und dem Rigging über Nacht erhöhte Aufmerksamkeit und einige Neueinstellungen gewidmet. Zarif sagt, das sei mitentscheidend für den Erfolg gewesen. "Wir hatten gute Starts mit großartigem Speed am Wind, was den Job weniger schwierig gemacht hat. Wir konnten uns eine Position erarbeiten, in der wir die Flotte oft kontrolliert haben."

Trotz der überlegenen Geschwindigkeit haben die jungen Brasilianer auch physisch Großes geleistet: "Wir haben das Boot super ausgeritten, wir haben super hart gepumpt und das hat heute einen Unterschied gemacht. Ich bin jetzt super müde", sagte Zarif. Für ihn war es die vierte Teilnahme an einem Finale der Star Sailors League. Für seinen Vorschoter Pedro Trouche jedoch war es die Premiere. Und was für eine! Bemerkenswerterweise war es auch das erste Mal, dass Zarif und Trouche zusammen eine Regatta bestritten, obwohl sie sich schon kennen, seit sie 2005 zusammen im Laser trainiert haben. Jorge Zarifs Stammvorschoter  Guilherme Almeida, mit dem er die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, war diese Woche verhindert, weil er heiratet. "Für mich ist es das Größte, was ich je gewonnen habe", sagte Trouche, der im Februar an der alle zwei Jahre stattfindenden Starboot-Jugend-Weltmeisterschaft teilnehmen wird, "ich habe noch nie auf einem Niveau wie diesem gesegelt. Es ist das erste Mal, dass ich Robert (Scheidt) besiegen konnte. Das ist ein schönes Gefühl! Er ist eine Legende. Ich bin sehr glücklich!"

Was auch für den Berliner Frithjof Kleen gilt, der nach seinem Sieg im vergangenen Jahr an der Seite des britischen Olympiasiegers Paul Goodison in diesem Jahr erneut aufs Podium segelte und sich aufgrund seiner herausragenden Vorwind-Technik den Spitznamen "Downwind-King" verdiente. Kleen segelte mit seinem italienischen Steuermann Diego Negri auf Platz drei und wurde dafür bei der Preisverleihung im gastgebenden Nassau Yacht Club ebenso wie die Sieger mit einer Medaille aus Händen von "Mr. America's Cup" Dennis Conner belohnt. Als Sieger im Finale der Star Sailors League haben sich Zarif und Trouche nicht nur den Respekt und Beifall der Konkurrenten und Fans verdient, sondern erhalten mit 40.000 US-Dollar auch den Löwenanteil der 200.000 US-Dollar Preisgeld.


1    Jorge Zarif (BRA)    Pedro Trouche (BRA)
2    Robert Scheidt (BRA)    Henry Boening (BRA)
3    Diego Negri (ITA)    Frithjof Kleen (GER)
4    Eivind Melleby (NOR)    Joshua Revkin (USA)
5    Mark Mendelblatt (USA    Brian Fatih (USA)
6    Mateusz Kusznierewicz (POL)    Dominik Zycki (POL)
7    Xavier Rohart (FRA)    Pierre-Alexis Ponsot (FRA)
8    Paul Cayard (USA)    Arthur Lopes (BRA)
9    Lars Grael (BRA)    Samuel Gonçalves (BRA)
10    Fredrik Loof (SWE)    Edoardo Natucci (ITA)

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