Vor weniger als zwei Monaten, während der Fort Lauderdale Boat Show 2024, wurde die Übernahme von Sunseeker durch zwei Fonds bekannt gegeben: den italienischen Faro Alternative Investments und den amerikanischen Lionheart Capital.
Vor weniger als zwei Monaten, während der Fort Lauderdale Boat Show 2024, wurde die Übernahme von Sunseeker durch zwei Fonds bekannt gegeben: den italienischen Faro Alternative Investments und den amerikanischen Lionheart Capital.
Im Vorstand der prestigeträchtigen britischen Werft Sunseeker, die bis zu diesem Zeitpunkt von der chinesischen Dalian Wanda Group kontrolliert wurde – einer Holding, die in der Hotel-, Immobilien- und Tourismusbranche tätig ist – ragt neu Giancarlo Galeone hervor. Galeone ist General Partner von Faro Alternative Investments und vor allem eine Schlüsselfigur in der Yachtindustrie der letzten 30 Jahre.
Unter Norberto Ferretti war er seit 1995 zunächst CEO und dann Vizepräsident der Ferretti Group, an der er sich durch ein Management-Buyout beteiligte. 2008 folgte die Erfahrung bei Wally Yachts, und später gründete er zusammen mit Luca Ferrari und Gilberto Grassi Anvera, eine Werft, die sich auf große RIBs spezialisiert hat.
Letzte Woche hatten wir in Rom die Gelegenheit, Giancarlo Galeone zu treffen, der uns ein exklusives Interview zu dieser Übernahme gewährte.
PressMare – Giancarlo Galeone, wann entstand die Idee, Sunseeker zu übernehmen?
Giancarlo Galeone – Während der Monaco Yacht Show 2023 traf ich Andrea Frabetti, den CEO von Sunseeker, und begann mit ihm darüber zu sprechen. Da wir wussten, dass auch Lionheart Capital an Sunseeker interessiert war, nahm ich Kontakt mit ihnen auf und suchte nach einer Möglichkeit zur Zusammenarbeit...
PM – Besser kooperieren, als in eine Bieterschlacht zu geraten...
GG – Genau. Indem wir eine Partnerschaft schlossen, konnten wir die Auktion vermeiden und unser Ziel erreichen.
PM – Was ist der Mehrwert dieser Übernahme?
GG – Abgesehen von der finanziellen Seite liegt der Mehrwert bei den Menschen. Die Werft wechselt von einem chinesischen Aufsichtsrat, der weitgehend inaktiv und nur formell involviert war, zu einem aktiven Gremium. Die neuen Mitglieder sind Experten aus der Nautik- und Luxusbranche – mit viel Erfahrung, neuen Ideen und Tatkraft.
PM – Neben Ihrer Rolle als Präsident und Andrea Frabetti als CEO gibt es weitere Italiener...?
GG – Ja, da ist Augusto Balestra, der 20 Jahre mit mir bei Ferretti gearbeitet hat, und Mario Gardini, Gründer von Faro Alternative Investments, der aus der Luxuswelt stammt und viel in der Modeindustrie tätig war. Dazu kommt Anthony Sheriff, der sieben Jahre lang CEO von Princess Yachts war und außerdem umfassende Erfahrung in der Luxus-Automobilbranche mitbringt – bei McLaren, Aston Martin, Ferrari, Pininfarina und nun auch bei Bugatti.
PM – Und der amerikanische Partner, Ophir Sternberg, Eigentümer von Lionheart Capital...?
GG – Er ist ebenso wichtig und eine perfekte Ergänzung: ein Finanzexperte mit vielen internationalen Kontakten, vor allem in den USA, die für die Zukunft von Sunseeker entscheidend sein werden.
PM – Wie wurde die Übernahme abgeschlossen? Wie sind die Anteile zwischen Faro Alternative Investments und Lionheart Capital verteilt?
GG – Das möchte ich nicht im Detail spezifizieren.
PM – Wie viele Boote baut Sunseeker derzeit, und was sind Ihre Produktionsziele?
GG – Derzeit baut Sunseeker etwa 110 Boote pro Jahr, aber mit derselben Produktionsstruktur und ohne große Investitionen könnten wir auf 140 Boote kommen – sofern der Markt es zulässt.
PM – Wie schätzen Sie den heutigen Markt ein?
GG – Der Markt bewegt sich derzeit in zwei Geschwindigkeiten: schwache Nachfrage für kleinere Boote, während es für größere Yachten noch gut läuft. Besonders unter 24 Metern gibt es derzeit viel Bestand, und einige Werften und Händler stehen unter Druck.
PM – Könnte dies Übernahmemöglichkeiten für Fonds eröffnen?
GG – Ja, wenn der Markt weiter zurückgeht, werden auch die Werte der Werften sinken. Dadurch könnten sich interessante Möglichkeiten ergeben.
PM – Wäre Faro daran interessiert, andere Werften zu übernehmen?
GG – Die Sunseeker-Übernahme wurde sowohl durch den Fonds als auch durch spezifische Investoren für Sunseeker realisiert. Faro Alternative Investments, wo ich General Partner bin, ist kein ausschließlich nautischer Fonds. Unser Ziel ist es, bis 2026 1 Milliarde Euro einzusammeln, und wir sind bereits bei 200 Millionen. Weitere Akquisitionen sind möglich, auch außerhalb des Nautiksektors.
PM – Wann sehen wir das nächste neue Sunseeker-Modell?
GG – Auf der Boot Düsseldorf wird der Manhattan 68 vorgestellt. Dieses Modell wurde bereits unter der vorherigen chinesischen Eigentümerschaft entwickelt und ist dennoch ein großartiges Boot.
PM – Wie wichtig ist Andrea Frabetti als CEO?
GG – Enorm wichtig. Er ist ein technischer Experte, der die Prozesse und Technologien der Yachtproduktion genau versteht. Die Sunseeker-Engineering- und Designabteilungen sind schon immer die Stärken der Werft gewesen, und unter seiner Führung wurden viele erfolgreiche Modelle eingeführt.
PM – Welche Märkte sind derzeit die stärksten für Sunseeker?
GG – Das Southampton Boat Show ist der größte Absatzmarkt für Sunseeker. In Nordeuropa und im Commonwealth schätzen die Kunden das typisch britische Design und die Sportlichkeit der Boote.
PM – Was ist mit den lateinischen Märkten, einschließlich Italien?
GG – Mit unserem Hintergrund und der sportlichen Eleganz der Sunseeker-Modelle wollen wir auch dort Fuß fassen. In Italien waren die Predator-, Superhawk- und Manhattan-Modelle immer sehr beliebt.
PM – Wird die Produktion in Poole bleiben?
GG – Ja, Sunseeker ist eng mit Poole verbunden, so wie Ferrari mit Modena. Es wäre absurd, die Produktion zu verlagern.
PM – Wie viel „Made in Italy“ steckt in Sunseeker-Yachten?
GG – Etwa 20-25 % der Komponenten stammen von italienischen Lieferanten. Italienische Accessoires bieten hohe Qualität und Mehrwert für unsere Boote.