Bergung der Bayesian im Gange: Hebo Lift 10 auf dem Weg nach Sizilien

21/04/2025 - 20:10 in Superyacht by Press Mare

Am 19. April 2025 verließ das niederländische Kranschiff Hebo Lift 10 den Hafen von Rotterdam. Es wurde ausgewählt, um das Wrack der S/Y Bayesian zu bergen – eine Segelyacht von Perini Navi, die seit dem 19. August letzten Jahres auf dem Meeresgrund vor Porticello, in der Nähe von Palermo (Sizilien), liegt.

Genau acht Monate nach dem tragischen Untergang, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen – darunter der britische Unternehmer Mike Lynch (Gründer von Autonomy), seine Tochter Hannah, das Ehepaar Jonathan und Judy Bloomer, Chris und Neda Morvillo sowie der Bordkoch Recaldo Thomas – ist nun die Bergungsoperation offiziell angelaufen. Ziel ist es, die 56 Meter lange Superyacht, die 2008 in Viareggio unter dem Namen Salute vom Stapel lief und nun auf ihrer Steuerbordseite in 49 Metern Tiefe liegt, wieder an die Oberfläche zu bringen.

Hebo Lift 10, Vessel Finder

Die Hebo Lift 10, 83 Meter lang und 35 Meter breit, fährt mit etwa 8 Knoten. Bei günstigen Wetterbedingungen wird sie am 5. Mai vor Porticello erwartet. Bereits ab dem 28. April sollen vorbereitende Arbeiten am Wrack beginnen, darunter die Demontage des Riggs. Die Yacht gilt als strukturell intakt – der berühmte 75 Meter hohe Aluminium-Mast mit sechs Salingreihen ist noch immer fest montiert.

Nach der Demontage des Riggs soll der Rumpf zunächst aufgerichtet und gegen mögliche Treibstoffaustritte gesichert werden. Anschließend wird das Schiff vollständig gehoben. Wenn alles planmäßig verläuft, soll die Bergung in etwa vier Wochen abgeschlossen sein, also bis Ende Mai. Danach wird die Bayesian in den Hafen von Termini Imerese überführt, wo sie der Justiz für technische und rechtliche Untersuchungen zur Verfügung gestellt wird.

Die Kosten der Bergung belaufen sich schätzungsweise auf rund 30 Millionen US-Dollar und werden von einem internationalen Versicherungskonsortium getragen.

Die Bergung gilt als entscheidend, um die Ursachen des Untergangs zu klären. Die Staatsanwaltschaft Termini Imerese ermittelt wegen fahrlässiger Havarie und fahrlässiger Tötung gegen den britischen Kapitän James Cutfield sowie zwei Besatzungsmitglieder: den leitenden Ingenieur Tim Parker Eaton und den Decksmatrosen Matthew Griffith, der zur Unglückszeit Wache auf der Brücke hatte.

Parallel dazu hat auch das britische Marine Accident Investigation Branch (MAIB) eine eigene technische Untersuchung eingeleitet, die derzeit ausgesetzt ist, bis die italienische Justiz ihre Ermittlungen abgeschlossen hat. Technische Sachverständige aus beiden Ländern werden Zugang zum Wrack erhalten, um mögliche strukturelle Schäden, menschliches Versagen oder technische Defekte zu überprüfen.

Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 22 Personen an Bord: 12 Crewmitglieder und 10 Gäste. Nur 15 überlebten – darunter Angela Bacares, Ehefrau von Mike Lynch und formell Eignerin der Yacht –, die dank des schnellen Eingreifens der Crew der Sir Baden Powell, einem 42 Meter langen Klipper unter dem Kommando von Karsten Borner, gerettet wurden. Dieses Schiff befand sich nur 150 Meter entfernt vom Bayesian.

Wie La Repubblica Palermo berichtet, werden über 500 Menschen – darunter Journalisten, Schaulustige und Tauchbegeisterte – in die Region reisen, um die Bergung zu verfolgen. Der Untergang der Bayesian hatte große Auswirkungen auf die internationale Yachtszene – nicht nur wegen der prominenten Opfer, sondern auch wegen der möglichen Konsequenzen im Bereich der Sicherheit an Bord großer Privatyachten, der Crew-Ausbildung und der Notfallprotokolle bei Schlechtwetter.

Unterkünfte in Porticello und Santa Flavia sind bis Mitte Mai zu 95 % ausgebucht, mit Preisen, die in einigen Fällen über 100 Euro pro Nacht liegen. Auch die Nachfrage nach Charterbooten ist hoch, um sich dem Wrack zu nähern. Tauchergruppen hoffen zudem, spektakuläre Bilder innerhalb der von der Küstenwache vorgegebenen Grenzen zu machen.

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