Francesca Muzio: für den eigner bedeutet komfort einfachheit

08/08/2025 - 09:15 in Yachtdesign by Press Mare

Die Architektin Francesca Muzio, Gründerin und CEO von FM Architettura, zählt zu den angesehensten Persönlichkeiten im Bereich des Interior Designs.

Ihr breites Tätigkeitsspektrum – von der Nautik über den Wohnungsbau bis hin zur Hotellerie – verschafft ihr eine wahrhaft globale Perspektive, sowohl geografisch als auch in den hochklassigen Segmenten, in denen sie tätig ist.

PressMare – Frau Architektin, geben Sie uns bitte ein aktuelles Bild Ihres Studios: Wo stehen Sie heute, wie viele Mitarbeiter haben Sie, für wen arbeiten Sie und welche Rolle spielt die Nautik in Ihrem Geschäft?

Francesca Muzio – Wir sind ein Studio für Innenarchitektur, das in verschiedenen Bereichen tätig ist. An erster Stelle steht zweifellos die Nautik – eine Leidenschaft von mir und meinem Mann, der Mitgründer des Studios ist. Aber wir entwerfen auch für Hotels, exklusive Residenzen, Villen und Luxuswohnungen. Unsere Arbeit ist im positiven Sinne sehr "vernetzt". Wir wechseln gern zwischen Disziplinen, von der Yachtgestaltung – wohl die komplexeste – bis hin zu Wohnhochhäusern, von denen derzeit viele im Bau sind. Wir arbeiten in sechzehn Ländern mit einem Team von rund fünfzig Fachleuten.

M/Y Spyder

PM – Sie stammen aus Ligurien, arbeiten aber in den Marken. Ein eher ungewöhnlicher Lebensweg.

FM – Ja, ich bin Ligurierin, aber etwas nomadisch veranlagt. Seit zwanzig Jahren arbeiten wir in den Marken – eine Region mit vielen hochqualifizierten Handwerkern. Das ist sehr wichtig, denn dadurch können wir einzigartige und exklusive Projekte realisieren, indem wir mit Fachleuten zusammenarbeiten, die außergewöhnliche Fertigkeiten haben. Wir verbringen viel Zeit in ihren Werkstätten, um zu lernen.

PM – Wie wichtig ist der Bereich Nautik für FM Architettura?

FM – Die Nautik nimmt einen bedeutenden Teil unserer Arbeit ein. Wir konzentrieren uns auf das High-End-Segment, auf Yachten über 50 Meter. Besonders stark sind wir in Nordeuropa vertreten, mit Werften wie Feadship und Lürssen. In Deutschland arbeiten wir derzeit an einem Projekt für ein exklusives Wohnschiff. Solche Projekte liegen uns besonders am Herzen. Visionäre Kunden, die uns kreativ herausfordern, erweitern unser Denken und geben unserer Arbeit neue Impulse. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Kulturen und Projekten bereichert unser Studio enorm.

Aurelia Residences, The Aurelia Towers

PM – Kommen eher Eigner aus dem Wohnbereich auf Sie zu, um auch Yachten zu gestalten, oder umgekehrt?

FM – Der Austausch erfolgt in beide Richtungen. Viele entdecken uns über Projekte – ob im Wohn-, Hotel- oder Yachtbereich – und schätzen vor allem unsere Liebe zum Detail und das „Home Feeling“, das wir vermitteln. Manchmal erreichen uns Anfragen über ungewöhnliche Kanäle – sogar direkt über die Telefonzentrale. Am Ende zählt für mich das Produkt: Wenn es gut ist, spricht es für sich. Inhalt kommuniziert immer am besten.

PM – Bei der Arbeit in verschiedenen Bereichen arbeiten Sie sicher mit vielen Firmen und Partnern, auch im Ausland. Wie wählen Sie diese, gerade bei Handwerksbetrieben, aus?

FM – Wir verfügen über ein breites internationales Netzwerk an Partnern – wie ich sie gern nenne. In Asien arbeiten wir beispielsweise mit Kunsthandwerkern auf den Philippinen, die recycelte Materialien verwenden. Die Erfahrungen, die wir mit Handwerkern in den Marken gesammelt haben, übertragen wir auch auf andere Projekte. Gleichzeitig arbeiten wir mit Industriepartnern zusammen – für den Bau eines Schiffes oder eines 77-stöckigen Turms braucht man Struktur und Organisation. Unsere Partner müssen also professionell aufgestellt sein, aber im Kern geht es immer darum, etwas Besonderes und Exklusives für den Kunden zu schaffen. Das ist unsere Designphilosophie.

M/Y Mistere

PM – Es heißt oft, dass die neue Generation von Eignern viel Geld, aber wenig nautische Erfahrung hat. Kommen diese Kunden mit klaren Vorstellungen zu Ihnen, oder führen Sie sie?

FM – In unserem Segment sind die Eigner meist erfahren und wissen genau, was sie wollen. Für uns Kreative ist es besonders spannend, von ihren Ideen und ihrem Lebensstil inspiriert zu werden. Jedes Projekt beginnt mit dem Kunden, mit Zuhören und Verstehen – niemals mit vorgefertigten Lösungen. Wir arbeiten im Full Custom – jedes Projekt ist ein Unikat.

Shang Summit, the lobby

PM – Beginnen Sie immer mit einem weißen Blatt Papier?

FM – Nicht wirklich. Wir beginnen mit einem Traum – dem Traum des Eigners. Die Kunst des Designers besteht darin, zuzuhören und zu interpretieren, nicht mit einem festen Konzept ins Gespräch zu gehen.

PM – Welche Trends und Wünsche äußern die Eigner derzeit?

FM – Seit der Pandemie steht das Reisen und Entdecken der Welt im Vordergrund. Der Umgang mit Yachten hat sich stark verändert – durch neue Technologien und längere Aufenthalte an Bord. Die Milliardäre von heute sind nomadischer, reisen gern, und die Yacht ist für sie ein perfektes Mittel zur Weltentdeckung.

M/Y Freedom

PM – Wie schlägt sich das in der Gestaltung nieder?

FM – Es geht um Lösungen, die längere Aufenthalte an Bord ermöglichen – mit Komfort, aber maritimem Charakter. Das ist zentral: Das Meer ist eine Kraft, daher muss man für echte Seefahrt gestalten. Der Wunsch nach Komfort ist heute größer als früher. Wir bauen letztlich Schiffe – und Einfachheit ist dabei entscheidend. Komfort bedeutet, das Leben an Bord nicht zu verkomplizieren. Denn Zeit ist das wertvollste Gut des Eigners. Unsere Aufgabe ist es, das Erlebnis so angenehm wie möglich zu gestalten – damit er es mit seinen Liebsten genießen kann.

Riccardo Masnata

 

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