West Navaltech: Vom Arbeitsboot zur Luxusyacht mit Forte Yachts

16/10/2025 - 11:10 in Motorboot by Press Mare

Auf dem Cannes Yachting Festival 2025 traf PressMare das Team von West Navaltech, der Muttergesellschaft der neuen Marke Forte Yachts: Fernando Moricca, Mitinhaber und Business Manager; Livio Franchini, Mitinhaber, Vertriebs- und Produktionsleiter; sowie Giacomo Lombardi, Verkaufsleiter USA.

Gemeinsam mit ihnen und mit Paolo Giordano, dem Yacht-Designer des Forte 47, sprachen wir über die Entstehung des Unternehmens, die gesammelten Erfahrungen im Bereich der Arbeitsboote und der Metallverarbeitung bis hin zur Präsentation der ersten Yacht der Marke, deren Schiffbauarchitektur von Umberto Tagliavini stammt.

Das Boot befindet sich derzeit in der Endphase der Fertigstellung, der Stapellauf ist für November 2025 geplant.

PressMare – Beginnen wir von vorne: Was ist West Navaltech und wie ist das Unternehmen entstanden?

Livio Franchini – West Navaltech ist das Unternehmen, dem die Marke Forte Yachts gehört. Fernando und ich haben es 2020 gemeinsam mit seiner Familie gegründet. Ich komme aus der Schifffahrt: Ich habe in Genua Maschinenbau studiert, war zunächst in der Freizeitschifffahrt tätig und anschließend viele Jahre im Bereich der Arbeits- und Militärboote.

Fernando Moricca – Ich lernte Livio zu Beginn seiner Karriere kennen. Meine Familie war schon immer im internationalen Handel aktiv, insbesondere im Verkauf von Booten. Im Jahr 2020 haben wir – mit Livios Beitrag – beschlossen, das Unternehmen zu gründen, mit zwei Geschäftsfeldern: der Konstruktion und Produktion von Arbeitsbooten aus Stahl und Aluminium bis 24 Meter sowie der Metall- und Mechanikfertigung im Auftrag Dritter.

PM – Welche Projekte wurden als Erste realisiert?

LF – In diesen fünf Jahren sind wir stark gewachsen – auch dank der Unterstützung unserer Partner, die die Produktionshallen in Ameglia (Provinz La Spezia) gekauft und für West Navaltech ausgerüstet haben.

Wir haben ein 14 Meter langes Hafenschleppboot gebaut, vier Flusspassagierboote aus Aluminium und anschließend mit STEM Parma an zwölf Einheiten für die italienische Feuerwehr gearbeitet, bei denen wir die gesamte Auftragsabwicklung – von der Ausstattung bis zu den Probefahrten – übernommen haben.

FM – Ein weiterer wichtiger Meilenstein war unser erstes elektrisches Katamaranprojekt, aus Aluminium gebaut für eine amerikanische Reederei, die es im Roten Meer einsetzen wird. Es wurde vor wenigen Tagen gemeinsam mit dem Eigner getestet. Für uns war das ein bedeutender Erfolg – unsere erste vollelektrische Yacht.

Der Kunde hatte diese Lösung ausdrücklich gewünscht, und wir arbeiteten mit Imecar (Türkei) für Batterien und Managementsysteme sowie mit Tema (Kroatien) für Motor, Inverter und Kommunikationssoftware zusammen.

PM – Welche Erfahrung haben Sie im Bereich der nautischen Metallverarbeitung?

FM – Sehr gute. In den letzten Jahren haben wir über 60 Heckklappen für Yachten zwischen 35 und 60 Metern hergestellt – teilweise direkt für Sanlorenzo (zum Beispiel für die Alloy 44), teilweise für Unternehmen wie Motomar, PinCraft und GB Mec.

Manchmal übernehmen wir die Planung im eigenen Haus, manchmal nur die Fertigung.

LF – Wir verfügen über eine sehr gut ausgestattete Werkstatt und haben uns auf Aluminiumkonstruktionen spezialisiert. Wir haben unter anderem Rümpfe im Auftrag von Novamarine und STEM gebaut und arbeiten derzeit an einem 16-Meter-Boot für eine Werft in Genua, die für die Hafenbehörde von Livorno tätig ist.

Außerdem fertigen wir Ruderanlagen für CMC Marine – ein Bereich, der uns besonders am Herzen liegt.

PM – Dann haben Sie beschlossen, mit einer eigenen Marke in den Yachtbau einzusteigen. Warum?

LF – Vor rund anderthalb Jahren beschlossen wir, zu diversifizieren. Einerseits, um zwei Branchen zu trennen, die oft gegenläufige Trends zeigen – wenn der Arbeitsbootsektor wächst, stagniert der Freizeitbereich und umgekehrt. Andererseits, weil wir ein eigenes Produkt schaffen wollten, das unsere Ideen widerspiegelt.

Nur als Zulieferer tätig zu sein, kann erfolgreich sein, bleibt aber begrenzt. Ich bin 40 Jahre alt und wollte etwas Eigenes aufbauen – für die nächsten Jahrzehnte.

FM – Es war kein einfacher Schritt, aber wir entschieden uns, von Anfang an stark zu investieren, noch bevor das Projekt offiziell kommuniziert wurde. Wir haben uns persönlich engagiert, auch in der Kommunikation: Wir produzieren Videos, in denen wir selbst das Boot vorstellen – diese werden derzeit auf unserem YouTube-Kanal veröffentlicht.

DAS DESIGN DER FORTE 47

PM – Kommen wir zum ersten Modell, der Forte 47.

Paolo Giordano – Unser Ziel war es, eine Yacht zu entwerfen, die Geselligkeit fördert, mit großzügigen, komfortablen Räumen an Bord und einer klaren, markanten Linienführung.

Dank der Aluminiumkonstruktion konnten wir beim Design der Heckklappen und Seitentüren besonders weit gehen und so einen beeindruckenden Wohnbereich schaffen.

Wir bezeichnen die Forte 47 gerne als „Mini-Superyacht“, da sie Volumen und Flächen bietet, die in dieser Größenklasse selten sind.

PM – Warum haben Sie sich für Aluminium entschieden?

LF – Aluminium war für uns eine logische Wahl: zum einen wegen unseres Know-hows, zum anderen, weil es uns in ein höheres Marktsegment positioniert.

Doch es geht nicht nur um das Material: Bei den Innenräumen sind wir anders vorgegangen als viele andere. Wir haben mit einem maßstabsgetreuen Mock-up begonnen – eine Methode, die normalerweise im Superyacht-Bereich angewendet wird.

Hierbei hat uns Genesis Interiors aus Viareggio unterstützt, das die Innenausstattung der Forte 47 realisiert.

Während der Bauphase arbeiteten wir mit Zulieferern, die auf große Yachten spezialisiert sind – Spachtler, Lackierer, Innenausbauer – um eine Luxusyacht zu schaffen, deren Qualität sich in jedem Detail zeigt.

FM – Die Schiffbauarchitektur stammt von Umberto Tagliavini und West Navaltech. Tagliavini glaubte von Anfang an an uns: Nur 20 Tage nach unserer Firmengründung überzeugte er einen Kunden, uns den Auftrag für das oben erwähnte 14-Meter-Schleppboot zu erteilen.

PM – Welche technischen Besonderheiten findet man an Bord der Forte 47?

PG – Besonders auffällig sind die beiden seitlichen Klappen von jeweils sechs Metern Länge, die – geöffnet – eine außergewöhnliche Beach Area schaffen.

Sie befinden sich rund einen Meter über der Wasserlinie – niedrig genug für eine bequeme Nutzung, aber hoch genug, um bei Wellengang Schläge zu vermeiden.

Mit geöffneten Klappen erreicht die Yacht eine Gesamtbreite von 6,3 Metern und bietet rund 40 Quadratmeter Wohnfläche.

Dank des vollbreiten Aufbaus – die Yacht hat 4,5 Meter maximale Breite – sind die Innenräume besonders großzügig.

LF – Die Innenaufteilung umfasst zwei echte Kabinen – ein Pluspunkt, der uns von vielen Booten dieser Klasse unterscheidet.

PM – Welche Varianten und Motorisierungen sind vorgesehen?

FM – Es wird zwei Versionen geben: die Lounge Deck mit IPS-Antrieb, die hervorragende Leistungen und eine größere Badeplattform dank zurückgesetztem Spiegel bietet; und die Gran Turismo mit Außenbordmotoren. Wir glauben stark an Außenborder, da sie Flexibilität und Gestaltungsfreiheit bieten. Derzeit sehen wir ein Verhältnis von rund 60 zu 40 zugunsten der Außenborder.

PG – Wir haben umfassende Tests und Bewertungen durchgeführt. Einige Märkte – wie die USA – sind bereits auf Außenborder eingestellt, Europa folgt diesem Trend. Wir wollten keine Option ausschließen und geben dem Eigner daher die freie Wahl.

LF – Die Standardausstattung ist hochwertig: Quick-Stabilisator, Kohler-Generator, Garmin-Elektronik mit zwei 22-Zoll-Displays.

Wir haben bewusst Premium-Zulieferer gewählt, um echte, nicht nur wahrgenommene Qualität zu garantieren.

Beispielsweise verwenden wir Bugstrahlruder von Sleipner, die bereits vollständig mit Mercury-Software kompatibel waren.

PM – Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie?

FM – Wir streben keine hohen Stückzahlen an – das würde weder zu unserer Produktionskapazität noch zu unserem Produktkonzept passen.

Wir möchten schrittweise wachsen. Bereits geplant ist die Erweiterung der Modellreihe mit Yachten von 58 und 69 Fuß, die innerhalb unserer Strukturen realisierbar sind.

Unsere Produktionsgrenze liegt derzeit bei etwa 24 Metern: bis 22–23 Meter können wir die Boote direkt am Fluss Magra bauen und zu Wasser lassen.

Giacomo Lombardi – Aus kommerzieller Sicht konzentrieren wir uns stark auf den US-Markt. Bei Genesis Interiors, dem Unternehmen, das unsere Innenräume entwickelt, haben wir Standorte in Viareggio und Fort Lauderdale – das schafft eine direkte Brücke zu den Vereinigten Staaten.

PM – Was wird das Markenzeichen von Forte Yachts sein?

FM – Wir wollen uns im oberen Marktsegment positionieren, jedoch nicht nur über den Preis.

Unser Ziel ist es, diesen Anspruch durch technische Lösungen, innovatives Design und hohe Bauqualität zu rechtfertigen.

Es handelt sich nicht um Serienfertigung, sondern um maßgeschneiderte Handwerksarbeit, die auf unseren Erfahrungen im Bereich Arbeitsboote und Metallverarbeitung basiert und diese auf den Yachtbau überträgt.

 

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