Die Starboot-EM 2019, die erstmals als SSL Breeze Grand Slam ausgetragen wird, fordert die Teilnehmer physisch und mental enorm

Die Starboot-EM 2019, die erstmals als SSL Breeze Grand Slam ausgetragen wird, fordert die Teilnehmer physisch und mental enorm

SSL: Scheidts Stern scheint am hellsten, doch in der EM-Spitze wird es eng

Sport

01/05/2019 - 02:00

Auch der zweite Tage der Starboot-EM 2019, die erstmals als SSL Breeze Grand Slam ausgetragen wird, forderte die Teilnehmer physisch und mental enorm – viele Crews kassierten dabei hohe Punktzahlen.

Robert Scheidt und Henry Boening (Brasilien) stellten am zweiten Tag der Starboot Europameisterschaft einmal mehr ihre Klasse unter Beweis und führen die große Flotte nach einem großen Segeltag auf dem italienischen Gardasee und bislang insgesamt fünf Wettfahrten an. 

Die Anzahl der müden Segler war nach dem spektakulären Regattatag mit drei Rennen in Winden um 15 bis 20 Knoten am Donnerstagabend im Hafen von Riva del Garda deutlich größer als üblich. Doch angesichts der für die kommenden Tage vorhergesagten leichteren Winde hatte die Wettfahrtleitung am Donnerstag entschieden, die fordernden Bedingungen zur Austragung von drei Wettfahrten zu nutzen, um ihre Flexibilität für die kommenden Tage zu wahren.

Es waren aber nicht nur die frischen Ora-Winde, die den Seglern einen hohen Zoll abverlangten. Auch die Speed-Wettkämpfe, die sich die Crews vornehmlich auf der bevorteilten rechten Seite der 1,5 Seemeilen langen Kursabschnitten lieferten, verlangten von Steuermann und Vorschoter konstantes Hängen und intensives Arbeiten für die bestmögliche Platzierung. 

Nachdem am ersten Tag eine ganz ähnliche Strategie wie am Donnerstag gefragt war, hatte die Wettfahrtleitung die linke Seite der Startlinie absichtlich etwas bevorteilt um einen Ausgleich zur windreicheren rechten Kursseite zu schaffen und das Startboot-Ende der Linie damit von den sich dort regelmäßig drängelnden Crews zu entlasten. Das sorgte tatsächlich für eine etwas bessere Verteilung der Boote an der Startlinie, denn nun kämpften auch diverse Crews am Lee-Ende der Linie um eine freie Bahn. Dabei sah es gleich im ersten Rennen des Tages so aus, als würde Scheidt heftig ins Hintertreffen geraten als eine auf Steuerbordbug segelnde Crew an der Leetonne der Startlinie für Chaos sorgte, in das plötzlich auch der Doppel-Olympiasieger involviert wurde. 

Doch Scheidt demonstrierte auch in dieser Situation seine Klasse und erholte sich schnell von dem Rückschlag. Schon an der ersten Wendemarke hatte er sich aus dem Mittelfeld auf wundersame Weise wieder auf Platz sieben vorgearbeitet. Aber das reichte ihm noch nicht: Die Ziellinie überquerte der Brasilianer mit Henry Boening schließlich als Dritter. Mit beständig hoher Bootsgeschwindigkeit machte Scheidt wie üblich vor allem auf den Vorwind-Abschnitten viel Boden gut und demonstrierte damit einmal mehr, warum er für viele Segler der beste Vorwind-Steuermann der Welt ist. Mit den Rängen 3, 5 und 2 und insgesamt nur neun Punkten auf dem EM-Konto baute Scheidt seine Führung aus, hat sich im Zwischenklassement sechs Punkte Vorsprung vor Diego Negri/Frithjof Kleen (Italien/Deutschland) und Mateusz Kusznierwicz/Frederico Melo(Polen/Portugal) erarbeitet, die mit jeweils 15 Zählern auf den Plätzen zwei und drei liegen aber nicht die einzigen sind, die Scheidt/Boening gefährlich werden können. 

Diego Negri und Frithjof Kleen gelang nach ihrem mit einem Rennsieg und einer Frühstart-Disqualifikation ungewöhnlichen Auftakt am Vortag am Donnerstag mit den Rängen 1, 10 und 3 ein schönes Comeback. Der zweite Sieg und der erste Streicher ließen das italienisch-deutsche Duo aus dem Mittelfeld auf Platz zwei aufsteigen. Mit ihren wie auch bei Robert Scheidt offensichtlichen Starkwind-Qualitäten zählen sie weiterhin zum Favoritenkreis bei dieser Serie.

„Ich denke, dass ich vor dem Wind oftmals schnell bin. Das kommt vermutlich von vielen Jahren Laser-Segeln“, erklärte Diego Negri. „Es ist zwar schon eine Weile her, dass ich Laser gesegelt habe, doch die lange Zeit mit diesem Boot haben mir einen besonders engen Kontakt zu den Wellen beschert. Das war heute wichtig. Aber auch Frithjof hat im Boot einen Riesenjob gemacht.“

Mit dem schwedischen Olympiasieger Freddy Lööf hat am Donnerstag ein weiterer Steuermann mit einem goldenen Weltmeister-Stern im Segel seine Klasse gezeigt und das finale Rennen des Tages mit großem Abstand gewonnen. Auch Lööf hatte im ersten Rennen zu den Leittragenden des Chaos an der Leetonne der Startlinie gezählt und sagte: „Das erste Rennen war schwierig, weil die linke Seite der Startlinie wirklich bevorteilt war. Entsprechend kompliziert war es, von der Seite wieder wegzukommen. Für die nächsten beiden Rennen wurde das geändert. Es blieb immer noch schwierig von der Linie weg und rüber zu den Felsen zu kommen, doch das galt ja für alle.“ Lööfs Ränge 11, 3 und der Tagessieg waren umso beeindruckender, weil sein Vorschoter Brian Fatih am Vortag von einem Boot am Rücken getroffen worden war und nur eingeschränkt und mit Schmerzen agieren konnte, das aber unerschütterlich tat.
 
Paul Cayard (USA), am Vortag noch einer der großen Gewinner, konnte zwar erneut gute Ergebnisse einfahren, doch weniger gelungene Starts in den Rennen 4 und 5 erschwerten den Kampf des erfahrenen Steuermanns um eine Top-Platzierung. Mit den Einzelrängen 2, 24 und 10 konnte sich Cayard aber als Vierter im Zwischenklassement in den Top Fünf behaupten und wird den Tag daher kaum als desaströs einstufen, auch wenn er es am Freitag sicher wieder besser machen will. 

Ein wirkliches Desaster erlebte dagegen Doppel-Olympiasieger Mateusz Kusznierewicz im letzten Rennen des Tages. Der Pole und sein portugiesischer Vorschoter Frederico Melo hatten den ganzen Tag über mit den Rängen 6 und sogar einem Tagessieg geglänzt, waren auffällig schnell unterwegs. „Wir haben vor allem die Vorwind-Abschnitte heute sehr genossen. Das war wie Tanzen“, hatte Kusznierewics nach dem zweiten Rennen als Sieger noch gesagt, bevor im Kampf um einen Podiumsplatz im dritten Rennen sein Mast brach. So konnte er nur noch dem Ziel entgegendriften, rette aber immerhin Platz 27. 


Die Titelkämpfe werden am Freitag erneut um 13 Uhr mit den Wettfahrten 6 und 7 fortgesetzt.

 

1    BRA    Robert Scheidt    Henry Boening

2    ITA    Diego Negri    Frithjof Kleen

3    POL    Mateusz Kusznierewicz    Frederico Melo

4    USA    Paul Cayard    Arthur Lopes

5    SWE    Fredrik Lööf    Brian Fatih

6    USA    Eric Doyle    Payson Infelise

7    FRA    Xavier Rohart    Pierre-Alexis Ponsot

8    ITA    Roberto Benamati    Alberto Ambrosini

9    GER    Ubert Merkelbach    Markus Koy

10    CRO    Marin Misura    Tonko Barac

 

Mehr Infos und alle Resultate auf den Star Class und Star Sailors League Websites:

https://starclass.org/

http://www.starsailors.com/

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