Diesch/Markfort segelten nur knapp an Bronze vorbei © Bernardí Bibiloni / www.bernardibibiloni.com
Diesch und Markfort beenden 470er-Mixed-WM als starke Vierte
Simon Diesch und Anna Markfort sind bei der 470er-Mixed-WM nur haarscharf an den Medaillenrängen vorbeigesegelt. Ihre Hoffnungen, bei vielversprechender Ausgangssituation im Sonntagsfinale um Edelmetall kämpfen zu können, platzten nach stundenlangem Warten mit der Absage des Medaillenrennens. Zu starke Winde und brutaler Wellengang verhinderten die Austragung des Showdowns.
„Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, sagte Anna Markfort kurz nach der Absage. „Wir hätten das Finale aus vielen Gründen so gerne bestritten und um die Medaille gekämpft. Hätte uns aber vor WM-Start jemand Platz vier angeboten, dann hätten wir den mit Kusshand genommen.“ In Winden um die 30 Knoten und starker Brandung wollten die Veranstalter aber nichts riskieren und beendeten die Welttitelkämpfe ohne Finale. Weshalb die Medaillen an die Top-Drei nach insgesamt elf Wettfahrten in Vor- und Hauptrunde gingen. Weltmeister wurden die Spanier Jordi Xammar und Nors Brugman (67 Punkte) vor den Briten Vita Heathcote/Chris Grube (67 Punkte) und den Japanern Keiju Okada/Miho Yoshioka (72 Punkte). Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) fehlten bei 75 Punkten nur drei Zähler zu Bronze. „Unser Aufwärtstrend, den wir natürlich mit dem Gipfel im Sommer planen, setzt sich fort. Wir waren bei der WM besonders stark an den Tagen, an denen wir die Bedingungen gut verstanden und unseren Plan auch sauber umgesetzt haben“, sagte die 30-jährige Vorschoterin, die auch für den Joersfelder Segel-Club startet. Als weiteren Grund für den WM-Erfolg nannte Anna Markfort den gewachsenen Teamgeist in ihrer Crew: „Wir haben viel Zeit in die Arbeit mit unserer Sportpsychologin investiert. Das hat unser gegenseitiges Verständnis nochmal verbessert und uns gemeinsam noch stärker gemacht, als wir es ohnehin schon waren.“
Steuermann Simon Diesch sagte kurz nach der Finalabsage: „Wir hatten bis zuletzt gehofft. Wir sind hier angetreten, um unsere beste Leistung abzurufen. Was wir hier abgeliefert haben, zeigt auf jeden Fall, dass die Performance gut genug ist, Medaillen zu gewinnen. Wir stehen jetzt nicht auf dem Podium. Da wollen wir aber im Sommer stehen. Entsprechende Aufgaben liegen vor uns.“
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner freute sich mit den Athleten und sagte: „Simon und Anna haben eine herausragende WM bestritten. Es ist sehr schade, dass sie nach so vielen Tagen im blauen oder roten Leibchen am Finaltag nicht mehr die Chance bekamen, sich dieses Leibchen wieder zurückzuholen. An ihrer beeindruckenden Leistung ändert das aber wenig.“
Die weiteren Olympiakader-Crews aus der Weltklasse-Trainingsgruppe des German Sailing Teams um Coach Steve Lovegrove konnten dagegen nicht wunschgemäß punkten. Gut vorbereitet in die WM gestartet, blieben Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) und Luise Wanser und Philipp Autenrieth (Norddeutscher Regatta Verein/Bayerischer Yacht-Club) hinter den eigenen Ansprüchen und Erwartungen zurück.
Weder den Silbermedaillengewinnern der olympischen Testregatta 2023 noch den Weltmeistern von 2022 gelang es bei diesen Welttitelkämpfen mit 61 Booten aus 25 Ländern, in die Top Ten vorzudringen. Malte und Anastasiya Winkel konnten zwar mit zwei Tagessiegen glänzen, kassierten aber wie Luise Wanser und Philipp Autenrieth zu viele zweistellige Resultate. Die Winkels verpassten den Finaleinzug der besten zehn WM-Crews schließlich durch einen schmerzhaften Frühstart im vorletzten Rennen und wurden Zwölfte. Einen Platz dahinter beendeten Luise Wanser und Philipp Autenrieth die WM.
Malte Winkel zog selbstkritisch Bilanz: “Dass wir das letzte Rennen gewinnen konnten, hat uns Selbstvertrauen tanken lassen und gezeigt, dass wir bei den Bedingungen auch abliefern können. Der Frühstart aber war super ärgerlich. Wir haben insgesamt in dieser Woche zu viele grobe, teilweise vermeidbare Fehler gemacht, sind aus unserer Sicht zurecht nicht in den Top Ten. Man muss es daher auch aus der anderen Perspektive betrachten: Wir sind unter diesen Umständen happy damit, als zweitbestes Team in die Ausscheidung gestartet zu sein.” Auch Luise Wanser machte keinen Hehl um ihre Ernüchterung: „Die Enttäuschung ist groß, es nicht in die Top Ten geschafft zu haben. Aber wir werden versuchen, unsere Fehler für die nächsten beiden Ausscheidungsregatten abzustellen.“
Für die mit der WM gestartete nationale Ausscheidung im Kampf ums 470er-Mixed-Olympiaticket haben sich bei der ersten von drei Regatten zunächst Simon Diesch und Anna Markfort mit 17 Punkten eine deutliche Führung gesichert. „Natürlich ist es ein Hammergefühl, diese 17 Punkte zu haben“, entfuhr es Anna Markfort. Simon Diesch fügte hinzu: „Die 17 Punkte sind sehr wertvoll, aber wir wissen natürlich: Sie sind weit weg von irgendwelchen Garantien oder Möglichkeiten. Das Blatt hat sich minimal zu unseren Gunsten verschoben. Aber die anderen beiden Crews sind auch sehr gut in der Lage, sich bei ein oder zwei Events nach vorne zu schieben.“
In der internen Ausscheidungswertung folgen Malte und Anastasiya Winkel mit 9 Punkten und Luise Wanser und Philipp Autenrieth mit 8 Punkten. Auch die mit Marek Chochian trainierenden Theres Dahnke und Matti Cipra (Plauer Wassersportverein) sowie Theresa Löffler und Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segelclub Breitenbrunn Chiemsee) konnten mit den Plätzen 17 und 18 in die Top 20 segeln. Dahnke/Cipra sammelten 4 Punkte für die nationale Olympia-Ausscheidung, Löffler/Hoerr 3 Punkte.
Auch wenn einige Leistungsträger mit ihren WM-Resultaten nicht zufrieden waren, nimmt das German Sailing Team neben dem Erfolg von Simon Diesch und Anna Markfort eine starke positive Erkenntnis mit in die kommenden beiden Ausscheidungsregatten: Keine andere Nation hat fünf Crews unter den besten 20 WM-Booten platzieren können. „Das ist eine starke Ansage an andere Nationen, die so nicht punkten konnten“, sagte Nadine Stegenwalner. Auf dieser Stärke in der Spitze will die Mannschaft in den kommenden Wochen aufbauen, die Fehler der WM abstellen und bei der Trofeo Princesa Sofía weiter vorrücken.
Im gleichen Revier wie die WM markiert der Spanien-Klassiker Teil zwei der deutschen Olympia-Ausscheidung im 470er-Mixed. Die Entscheidung, welche Crew die Fahrkarte für den Start bei der olympischen Regatta in Marseille lösen kann, fällt spätestens bei der Europameisterschaft vor Cannes im Mai.
Der Stand in der 470er-Mixed-Ausscheidung zu den Olympischen Spielen nach der ersten von drei Regatten:
1. Anna Markfort/Simon Diesch (WYC/VSaW, JSC): 17 Punkte
2. Malte Winkel/Anastasiya Winkel (SYC/NRV): 9 Punkte
3. Luise Wanser/Philipp Autenrieth (NRV/BYC): 8 Punkte
4. Theres Dahnke/Matti Cipra (PWV): 4 Punkte
5. Theresa Löffler/Christopher Hoerr (DTYC/SCBC): 3 Punkte