Marla Bergmann und Hanna Wille vom Mühlenberger Segel-Club haben alle Qualifikationskriterien für die Olympischen Spiele erfüllt © DSV
Last Chance Regatta: 10 Nationentickets für das German Sailing Team
Nach Segelkrimi bei Last Chance Regatta und „enormer Teamleistung“: German Sailing Team hat alle 10 Nationenstartplätze für Olympia gesichert Erst Hochspannung, dann Hochgefühle: Die Skiffsegler des German Sailing Teams konnten bei der Last Chance Regatta im französischen Hyères die letzten beiden noch fehlenden deutschen Nationenplätze in den Disziplinen 49erFX und 49er für Olympia sichern.
Damit zählt der Deutsche Segler-Verband (DSV) zu nur einem knappen Dutzend Nationen weltweit, die das olympische Startrecht in allen zehn olympischen Segel-Disziplinen erkämpfen konnten. „Darauf sind wir sehr stolz. Es steckt eine enorme Teamleistung des gesamten German Sailing Teams dahinter. Und der Kraftakt, binnen drei Jahren ein zu 50 Prozent neues olympisches Segelprogramm mit starken Leistungsträgern, Trainern und Betreuern so nach vorne zu bringen. Heute freuen wir uns natürlich riesig für die Skiff-Crews, die in Hyères so tolle Leistungen gezeigt haben und erfolgreich waren“, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner.
Auf dem Wasser überzeugten die in Hyères von DSV-Trainer Tom Saunt und Maurice Paardenkooper betreuten deutschen 49erFX-Frauen und die mit DSV-Trainer Max Groy angetretenen 49er-Segler bei der Last Chance Regatta vor allem mit Entschlossenheit und Kampfgeist. Die Serie bot die letzte Möglichkeit für alle Segelnationen, sich noch fehlende Nationenplätze zu sichern. Der Segelnationalmannschaft fehlten sie nur noch in den beiden Skiff-Disziplinen. Das German Sailing Team hatte deshalb jeweils das maximale Aufgebot von drei Crews in die beiden Wettbewerbe entsandt. Die beherzte Herangehensweise hat sich ausgezahlt.
Im 49erFX hatten sich vor der Last Chance Regatta Marla Bergmann und Hanna Wille (Mühlenberger Segel-Club) bereits in der nationalen Ausscheidung durchgesetzt und alle individuellen Bedingungen für eine Olympia-Nominierung erfüllt. Damit war klar, dass alle anderen teilnehmenden deutschen 49erFX-Crews um den Nationenstartplatz kämpfen, den nur die beiden Hamburgerinnen besetzen können.
Dafür engagierten sich Maru Scheel/Freya Feilcke (Kieler Yacht-Club) und Sophie Steinlein/Jill Paland (Norddeutscher Regatta Verein). „Das Team hat uns unglaublichen Rückhalt gegeben. Wir fühlen uns jetzt erlöst und sehr, sehr glücklich“, sagte Marla Bergmann nach dem Finalkrimi mit Happy End. Mit Platz drei im Medaillenrennen und Gesamtplatz drei bei der Last Chance Regatta sicherten die 22-jährige Steuerfrau und ihre 23-jährige Vorschoterin den 49erFX-Nationenstartplatz für die olympische Regatta in der Bucht von Marseille (28. Juli bis 8. August).
Vom Anfängerkurs an die Weltspitze
Die beiden MSC-Seglerinnen kennen sich schon seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten, hatten im Grundschulalter gemeinsam einen Anfänger-Kurs beim MSC belegt und blieben ihrem Verein immer treu. 2021 wurden sie U21-Jugendweltmeisterinnen. Jetzt segeln sie auf Kurs Olympia-Premiere. Hanna Wille sagte: „Wir sind einfach super happy! Zusammen mit unseren Trainingspartnerinnen haben wir diese Woche unser Bestes gegeben. Wir sind Maru, Freya. Sophie und Jill sehr dankbar, dass sie uns so stark auf unserem Weg unterstützt haben.“
Die verbleibenden Monate bis zur Olympia-Premiere wollen die jungen Sportsoldatinnen für die intensive Vorbereitung auf die Spiele nutzen. Marla Bergmann sagte: „Wir haben heute einen wichtigen Schritt auf dem Weg zum großen Ziel gemacht. Das ist ein Meilenstein. Jetzt werden wir alles geben, um auch bei den Spielen vorne mit dabei zu sein. Dabei könnte die Underdog-Rolle sich als gar nicht so schlecht erweisen.“ Nadine Stegenwalner attestierte der jungen Mannschaft, die ursprünglich die Olympischen Spiele 2028 ins Visier genommen hatte, „eine Wahnsinnsentwicklung“. Sie sagte: „Marla und Hanna segeln als sehr vielversprechendes Team in die Zukunft.“
Deutsches 49er-Trio auf der Erfolgswelle
Auffallend erfolgreich waren auch die deutschen 49er-Segler. Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club) setzten sich im Ringen um die letzten Nationenstartplätze durch und gewannen die Serie mit einem Sieg im finalen Medaillenrennen souverän. „Das Team hat maximal gut gesegelt, die Teamleistung war stark. Jedes unserer drei deutschen Boote hätte die Nation für Olympia qualifiziert“, sagte DSV-Trainer Max Groy und zollte damit neben Jakob Meggendorfer/Andreas Spranger auch Fabian Rieger/Tom Heinrich (Verein Seglerhaus am Wannsee/Norddeutscher Regatta Verein) auf Platz vier und Max Stingele/Linov Scheel (Kieler Yacht-Club) auf Platz fünf beim Showdown vor Hyères viel Respekt.
Steuermann Jakob Meggendorfer, dessen siegreiche Crew direkt nach dem Finale zum Doping-Test antreten musste, sagte: „Es war eine gute Woche hier für uns. Wir mussten uns zuerst zurechtfinden, hatten dann aber klare Speed-Vorteile. Wir sind am Ende etwas aggressiver rangegangen und jetzt definitiv glücklich, erleichtert und stolz, dass wir den Nationenstartplatz für die Mannschaft sichern konnten.“
Was er olympisch wert sein kann, bleibt vorerst offen. Die deutschen Skiff-Männer hatten vor der Last Chance Regatta die Erfüllung weiterer individueller Olympia-Startbedingungen knapp verpasst, nun aber herausragende und kampfstarke Leistungen gezeigt. „Sie haben mit ihren Erfolgen die Basis für weitere Beratungen geschaffen“, sagte Nadine Stegenwalner. Der Deutsche Segler-Verband will sich für seine Aktiven einsetzen und prüft alle Möglichkeiten. Die offizielle Nominierung der Segel-Equipe für Team D erfolgt voraussichtlich Ende Juni durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).