Die Nordseewoche öffnet am Sonnabend auf der boot ihre Meldeliste
Ab zum roten Felsen. Der Countdown bis zum Startschuss läuft: Fast genau fünf Monate sind es noch bis zu den fünf Zubringerregatten zur 89. Nordseewoche 2024. Jetzt wird das Meldeportal freigeschaltet: Pünktlich am ersten Messetag der „boot“ Düsseldorf am Sonnabend, 20. Januar, um 10 Uhr. Die Ausschreibung liegt bereits druckfrisch vor. An allen neun Messetagen informieren die Organisatoren über die Details von Deutschlands einziger Hochseeregatta im Segelsport in Halle 15.
Gemeinschaftsstand in Halle 15 D 23
Das erste Navigationsbriefing für Skipper, Sponsoren und Crews der Nordseewoche ist einfach, weil ohne Tidehinweise, Wetterkunde und Tonnenpfade durch aufgewühlte See: Einmal rein in den Eingang Ost der Messe Düsseldorf und dann hart backbord mitten in die Halle 15: Da, ganz zentral am Stand D 23, wartet mit Marcus Boehlich der Organisationsleiter der Nordseewoche höchstselbst, um jede mögliche Frage zu beantworten: „Manche lesen die Ausschreibung, verstehen sie aber nicht – an der Stelle können wir hilfreich eingreifen.“ Boehlich und ganz viele „Stammkunden“ nutzen den Stand aber schlicht auch als Treffpunkt, an dem die Vorfreude auf das Pfingst-Seglerfest geteilt wird. Marcus Boehlich: „Es werden von Jahr zu Jahr auch immer mehr Teilnehmer, aber auch Sponsoren, die wir da treffen. Wir sind da unter Freunden an unserem Stand – und auch immer freundlich zu allen, die kommen.“
Mitunter trägt die besondere Standkonstellation ungeahnt Früchte: Die rein ehrenamtlich organisierte Nordseewoche teilt sich einen Messestand mit den Regatten vom Bodensee „Rund Um“, der Travemünder Woche und Europas größter Flussregatta, der Rhein Woche. Marcus Boehlich spricht im breiten Rheinländer Dialekt perfekt nach, wie die Entscheidungsfindung der Crew eines kleinen Albin-Vega-Küstenkreuzers vor Jahren vor sich ging: „Datt is ja auch Pfingsten wie unsere Rheinwoche. Aber dann machen wir datt mal.“ Anreise und Teilnahme dieser Crew seien nichts anderes als heroisch gewesen, findet Boehlich heute noch.
Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM)
Dieses Jahr liegt der Fokus bei der Werbung um Schiffe und Crews auf der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) im Seesegeln Offshore. Der Deutsche Segler-Verband (DSV) hat die IDM in die Hände des Clubs von Marcus Boehlich, dem Segel-Verein Altona-Oevelgönne (SVAOe) und seinem Team gelegt. Der Club ist wiederum einer von zehn innerhalb der Regattagemeinschaft Nordseewoche, dessen erster Vorsitzender und Organisationsleiter Marcus Boehlich ist. Der hat die Statuten für so eine Meisterschaft parat: „25 Boote müssen es laut DSV Meisterschaftsordnung sein, damit die Meisterschaft stattfinden kann – und mindestens zehn Boote in jeder Gruppe. Ich habe da am Ende freie Hand, wenn ich ORC-Gruppen zusammenlege.“ Garantiert sei aber natürlich, dass keine Sprinta Sport gegen einen 50Füßer antreten müsse. Richtig Sorgen macht sich der Hamburger aber nicht über einen guten Zuspruch bei den Skippern, weil zwei Traditionsrennen für die IDM zusammen gewertet werden.
Capitell Cup und Pantaenius Rund Skagen
Der Capitell Cup Rund Helgoland startet am Sonntag, 19. Mai, um 9.30 Uhr und ist der Tradition gemäß eigentlich die Wettfahrt, wegen der der Mensch die Nordseewoche mitfahren möchte. Und am Montag startet gegen 16:30 Uhr die größte deutsche Langstreckenregatta mit der Pantaenius Rund Skagen auf über 500 Seemeilen – ein Fest für Meilenfresser, die mal ein paar Tage mit Salzwasserduschen auskommen. Nach einer Zielzahl für die Pantaenius Rund Skagen-Regatta gefragt, resümiert Orga-Chef Marcus Boehlich, dass erfahrungsgemäß immer 60 bis 80 Boote an den Start gegangen sind. Und jetzt im Moment seien ähnliche Langstreckenregatten weltweit voll Im Trend. Boehlich: „Aber das sind natürlich nicht alles ORCi-Boote, aber 30 bis 40 in der Regel schon. Die können einfach die IDM mitsegeln. Das Sicherheitspaket ist das gleiche und die Teilnahme ist dann nicht mal teurer. Und am Ende gibt es mit Glück noch eine Medaille und eine Urkunde für die Wand.“ Nebenbei qualifizieren sich Teilnehmer automatisch für limitierte internationale Regatten wie im kommenden Sommer das Gotland Runt. Marcus Boehlich hat sich mit seinen Leuten in den vergangenen Tagen jedenfalls für die IDM schon in die Regatta-Management-Software hineingefuchst, die der DSV dafür vorschreibt: Alle Infos und Meldungen laufen dem entsprechend über das Internetportal manage2sail.com.
Marcus Boehlich lacht: „Das geht für die komplette Nordseewoche aber noch nicht, weil das System mit so etwas Komplexem wie vier Zubringerregatten aus der Jade, der Weser, der Elbe und der Hallig Hooge mit künstlicher Intelligenz einfach nicht klarkommt. Da brauchen wir momentan noch unsere eigenen Köpfe.“
Zahlreiche Zubringer-Regatten
Und genau mit diesen Zubringer-Regatten geht der große Pfingst-Spaß auf dem Wasser schon los: Tidensegeln mit all seinen Tricks, Tücken und Kniffen ist angesagt. „W 1“, die Wettfahrt 1 von Hamburg nach Cuxhaven startet schon Freitag, den 17. Mai, um 10 Uhr. Die Elbeflotte legt tags drauf am Sonnabend, 18. Mai, um 11 Uhr schon wieder kurz vor der Kugelbake ab zum „Noblex-Cup Cuxhaven-Helgoland“ (W2). Die Bremerhavener bilden schon eine Stunde vorher mit Startzeit 10 Uhr die W3 „Bremerhaven-Helgoland“. W4 „Hooksiel-Helgoland“ ist mit den Jadeschiffen sogar schon um neun Uhr unterwegs. Etwas länger frühstücken können die Boote aus Nordfriesland: W 5 „Hallig Hooge Helgoland“ beginnt um 10 Uhr.
Die Profi-Crews haben sich derweil etwas gewünscht, das die Bedingungen für die Anfahrt dann noch etwas verschärft – um nicht zu sagen verdunkelt: Die ganz schnellen Boote starten auf die gut 35-Seemeilen-Distanz von Cuxhaven nach Helgoland bei der Wettfahrt W 12 „Glück Early Birds Serie Sundowner“. Das bedeutet Regattieren im Dämmerlicht. Als Belohnung winkt diesen Damen und Herren dann aber eben auch die erste ordentliche Party beim Nachtempfang im „boot Race Village“. Diese Bootsgruppe trifft sich am Sonnabend dann auch vor der Helgoländer Düne ab 12 Uhr zu mehreren schnellen „Triangle-Races“, zu Deutsch Hummer 1,2 und 3.
An diese Early Bird Gruppe hat das Orga-Kommitee der Nordseewoche auch die neue Double Hand Challenge angedockt – mixed und nicht gemixt. Die Double Hander segeln die Nachtregatta von Cuxhaven mit, sind bei den ersten zwei der drei Hummer-Dreieckskurse am Sonnabend dabei und haben als ihr finales Rennen dann am Pfingstsonntag den Capitell Cup Rund Helgoland vor der Brust.
Gegenpol zu den Sprintern ist der Family Cruiser Cup
Crews ohne große Rennerfahrung segeln hier oft nur mittels zwei Segeln ohne Messbrief mit. Spis, Blister und andere bunte Tücher sind untersagt. Die Gruppe dieser Rookies mit Liebe zum sicheren tiefen Wasser wird immer größer, auch weil Albert Schweizer, der Wettfahrtleiter der Nordseewoche, beständig für diese Form von Reinschnuppern in den Regattazirkus wirbt. Profisegler Albert Schweizer erzählt, dass er seit vier Jahren für die Teilnehmer am Vorabend vom Capitell Rund Helgoland in der Family Cruiser Gruppe eine spezielle Steuermannsbesprechung anbietet. Bewusst vor der großen Steuermannsbesprechung am Sonntag-Morgen um halb Acht: „Wir erklären denen am Abend schon das Wetter, worauf sie bei der Strömung aufpassen müssen. Wie sie bei den Windbedingungen segeln müssen, um vom Naturschutzgebiet wegzubleiben. Und es ist interessant: Wir haben jedes Mal 40 bis 50 Personen an Crewmitgliedern da und locken dann bei denen auch die Fragen raus. Wenn sich einer eine Frage traut, dann kommen sie anderen hinterher. Und wir sehen: Die Starts werden besser, näher an der Linie und auch besser von den Positionen her.“ Auch hier gilt natürlich: Kein Autopilot, keine elektrischen Winschen. „Und auch kein Akkuschrauber auf der Winsch,“ fügt Marcus Boehlich hinzu, der gefühlt schon alles auf der Nordseewoche erlebt hat. Limitiert ist der Family Cruiser Cup auf Schiffe bis 13,50 Meter Länge. Im Meldegeld von 190 Euro sind die Liegeplatzkosten im Südhafen Helgolands, sowie drei Regatten enthalten: Die Family-Cruiser segeln jeweils ihre Zubringerregatta, den Capitell Cup Helgoland Rund am Sonntag als W 6 und die Helgoländer Acht am Montag, W 7 getauft, ab 9 Uhr.
Mit „ganz normalen“ Booten mitzufahren, ist eher Rückbesinnung auf die Anfänge der Nordseewoche vor über 100 Jahren. Auch die Menschen damals wussten schon um ihre Leistung mit Segelbooten zu Deutschlands einziger Hochseeinsel rauszufahren. Dem entsprechend und zeitgemäß heroisch formuliert die Zeitschrift Yacht des Jahres 1922: „Leistungen werden von den Mannschaften erwartet, die Höchstleistungen darstellen in Bezug auf Seemannschaft und Führung der Yachten und fordern von den Teilnehmern ein sorgfältiges Training, damit sie ihre Yachten voll und ganz in der Hand haben.“ Einige Boote aus dieser Zeit segeln heute noch und sollen 2024 in einer eigenen Wertung für Boote Baujahr bis 1970 bei der Nordseewoche segeln. Auch die Gebrauchsanweisung für eine Teilnahme bei den Klassikern gibt es in der Ausschreibung oder direkt bei Marcus Boehlich und Albert Schweizer am Messestand D 23/Halle 15 der boot.
Über die NORDSEEWOCHE
Deutschlands größte Hochseeregattaveranstaltung auf der Nordsee, feierte 2022 ihr 100-jähriges Bestehen. Gegründet wurde die Veranstaltung einst durch den Weser-Yacht-Club, den Norddeutschen Regattaverein (NRV), den Hamburger Yacht-Club und die Seglervereinigung Niederelbe.
Der Kontakt zur Nordseewoche
Regattagemeinschaft NORDSEEWOCHE e.V.
c/o Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne e.V.
Neumühlen 21; 22763 Hamburg
Telefon: +49 (0) 40 - 1819 68 11
http://www.nordseewoche.org