Kann man Gutes besser machen? Man kann. Das beweist Mathias Ganz mit seiner feinen Bootsmanufaktur.
G(L)ANZ LEISTUNG
Kann man Gutes besser machen? Man kann. Das beweist Mathias Ganz mit seiner feinen Bootsmanufaktur. Dort erfuhr die erfolgreiche Ovation 7.6 OPEN deutlich mehr als ein Facelifting – nämlich eine gut durchdachte Aufwertung. Wave testete eines der ersten Boote der neuen Generation in Form eines Kundenmodells auf dem spätherbstlichen Zürichsee.
Irgendwie liegt die Ganz-Werft schon an einer sehr geilen Lage, denke ich mir bei der Anfahrt. Eine Paradewerft beim Hafen Tiefenbrunnen, keine 10 Minuten vom Paradeplatz entfernt. Und die genau das machen, was die Basis unserer schweizerischen Reputation ausmacht: hochwertige Rohstoffe mit Können, Passion und Präzision veredeln. Das hat bei Uhren, Schokolade und Feinmechanik bestens geklappt und Mathias Ganz mit seiner Mannschaft verfolgt den gleichen Ansatz. Neu im Team ist Roger Schaer. Der Head of Sales bringt viel Know-how aus dem Luxussegment mit und sorgt dafür, dass die Ganz-Flotte im In- und Ausland stilvoll an Mann und Frau gebracht wird. Von seinem Büro aus überblickt Schaer den Zürichsee, der sich heute grau und mit nervös-steiler Welle präsentiert. Da tut der Anblick des tiefblauen Testbootes richtig gut. Die Ovation 7.6 trägt auf Kundenwunsch einen sportlichen Tower, an dem vorne und hinten Bimini-Sonnensegel angebracht sind. Ein typisches Schönwetterboot also? Keineswegs, wie gleich die ersten Minuten auf dem See bei flotter Geschwindigkeit zeigen. Der kühle Wind sorgt für nennenswerte Wellen, doch die Ovation 7.6 OPEN bügelt das locker aus. Der kraftvolle V8-Motor tönt nicht nur gut, sondern liefert mit 380 Pferdestärken auch eine tadellose Leistung ab. Ein 350 PS Benziner ist Standard, ein paar mehr Pferdchen dürfen es jedoch gerne sein. Wenn schon Motor, dann richtig. Und so beschleunigt der blaue Flitzer sehr sportlich, kommt bei knappen 20 km/h ins Gleiten und zieht dann voll durch, bis er mit rund 70 km/h seine Spitze erreicht – die beiden Biminis machen das klaglos mit. Weite und enge Kurven, das eigene Kielwasser durchschneiden, Slalom fahren: die Fahrt bleibt kontrolliert und trocken, so muss Sportbootfahren sein.
Sein durch Design
2007 war die Geburtsstunde der Ganz- Motorbootlinie. Mit der Ovation 6.8 fing es an, heute gibt es fünf Modellserien, eine grössere 9 X ist in der Pipeline. Visio- när Ganz hatte nicht nur eine gute Nase, was dem modernen und anspruchsvollen Kunden gefallen könnte. Mit der Wahl von Yachtdesigner Davide Leone bewies er ein ebenso sicheres und gutes Händchen. Die Nord-Süd-Zusammenarbeit der beiden funktioniert perfekt, der Zürcher Ganz liefert das Konzept und den Entwurf, der Tessiner Leone bringt das alles schnittig und stimmig aufs Wasser. Die gesammelten Feedbacks von Kundenseite und der stetige Erfahrungszuwachs bei Leone (so stammt z.B. die neue Endurance 60 von Pardo Yachts aus seiner Feder) bilden die Basis, um die Ovation fürs neue Modelljahr zu optimieren. Leone liess das Unterwasserschiff nochmals durch den Rechner laufen, heraus kam ein Rumpf, der bei besserem Seeverhalten auch den Verbrauch reduziert. Zum Vergleich: Die grosse 7.6 ist doppelt so schwer wie die 6.8, fährt aber durch die bessere Effizienz bei gleichen Leistungen so sparsam wie die Kleine.
Ein weiterer Fortschritt: die 7.6 Open kann jetzt mit 10 Personen aufs Wasser. Durch das ausgereifte Raumkonzept finden alle problemlos Platz – sollte es trotzdem eng werden, wird einfach die Badeplattform ausgefahren und abgesenkt – eine weitere Spielwiese steht zur Verfügung. Die Badeleiter ist in die Plattformkante eingelassen, die optionale Heckdusche erscheint als lohnenswerte Investition. Gleich nach der Heckpartie folgt die Liegeplatzsektion, welche sich die Rückenpartie mit der anschliessenden Cockpit-Sitzzone teilt. Auf der L-förmig gebogenen Sitzbank kann man dem Steuermann über die Schulter blicken und einen Drink geniessen, die Getränkehalterungen sind in praktischer Reichweite. Der Skipper freut sich an einem bequemen weil verstellbaren Schalensitz. Hinter der gebogenen Windschutzscheibe hat er alles im Blick und im Griff und ist beim heutigen Herbstwetter auch perfekt vor Fahrtwind geschützt. In wärmeren Momenten wird man das Speed-Feeling garantiert lieber stehend geniessen. In dieser Cockpitzone sind an Backbord auch ein Waschbecken und ein Kühlschrank untergebracht. Weiter geht es durch den Steuerbordgang in die Loungezone mit zwei Sofas und einem absenkbaren Tisch. Hebt man die Sitzbank der Steuerkonsole hoch, kommt ein elektrisches WC zum Vorschein.
In Richtung Bug gelangt man über drei Stufen zum Ankerkasten. Ein Blick zurück zeigt, dass sich der Seitengang durch das ganze Boot zieht und problemloses Bewegen an Bord möglich macht. Niemand muss klettern oder übersteigen, alles liegt auf einer Ebene – für mehr Sicherheit und Komfort.
Komfort auf Knopfdruck
Mit seinem automobilen Background hat Mathias Ganz schon früh auf das Touchboat-Konzept gesetzt. Mit kompetenten Partnern wie der ETH Zürich und dem schwedischen Tech-Unternehmen Trigentic macht Ganz seine Boote digital komfortabel und sicherer. So kann man bereits von zu Hause aus via Ferndiagnose die Bordsysteme checken. Wer sein Boot bei Ganz liegen hat, benützt die hauseigene App und meldet so anstehende Ausfahrwünsche – schon wird das Boot in der Werft startklar gemacht. An Bord kann man auf dem Raymarine-Display zwischen verschiedenen Fahrmodi wählen und das System überwacht die gesamte Bootstechnik. Vom Cockpit aus werden Ankermanöver erledigt oder die Verwandlung des Heckspiegels in eine Badeplattform ausgelöst. Rein gar nichts muss man machen, um das Display vom Tages- in den Nachtmodus zu wechseln und um die Navigationslichter zu aktivieren. Ein Lichtsensor in der Konsole meldet dem Smart-Boat das Eindämmern und alles weitere wird automatisch erledigt.
Darf es etwas mehr sein?
Durch die Fertigung in Kleinserien kann man bei Ganz auf Kundenwünsche eingehen. Möglich ist grundsätzlich alles, sei es in Form der Motorisierung, ein ausgeklügeltes und automatisches Ballast- und Trimmsystem oder einfach eine spezielle Farbe – zufriedene Kunden stehen im Fokus der versierten Bootsbauer. Was technisch möglich ist und Sinn macht, wird auf Wunsch realisiert. So wird man sich auch in Zukunft auf so manchen speziellen Wurf freuen dürfen.