Vendée Globe: Jean Le Cam führt, Giancarlo Pedote auf Platz zwei!
Die Vendée Globe 2024-2025 hat die Flotte wieder enger zusammengebracht: Über 30 Boote liegen innerhalb von 100 Seemeilen. Verantwortlich dafür sind äußerst schwache Winde, die die östlicher segelnde Spitzengruppe ausgebremst haben. Die Segler müssen sich zwischen einer östlichen oder westlichen Route entscheiden, um die besten Winde auf dem Weg nach Süden zu finden. Jean Le Cam dominiert derzeit das Geschehen mit seiner neuen, in Italien von Persico Marine gebauten IMOCA ohne Foils, verfolgt von Giancarlo Pedote auf Prysmian, der knapp 200 Seemeilen weiter östlich liegt.
Giancarlo, der zunächst eine konservative, westliche Route wählte, bewies strategisches Geschick und führte das Rennen gestern Abend an. Doch in der Nacht überholte ihn Le Cam, dessen foilfreies Boot nicht die gleiche Leistung wie die neuesten Foil-IMOCA erbringen kann, aber durch direkte Routenwahl punktet.
Jean Le Cam: Erfahrung macht den Unterschied
Jean Le Cam, 65 Jahre alt und bei seiner sechsten Teilnahme am Vendée Globe, führt die Rangliste mit seinem neuen IMOCA von David Raison an. Seine Philosophie: die direkte Route, kombiniert mit sorgfältiger Analyse der Wetterlage.
Le Cam äußerte sich begeistert über sein Boot:
"Ich war überrascht, wie komfortabel es bei hohen Geschwindigkeiten ist. Manchmal wachte ich auf und dachte, ich stünde still – dabei war ich mit 20-25 Knoten unterwegs. Unglaublich!"
Conrad Colman: Magische Momente auf der Ostroute
Der Neuseeländer Conrad Colman auf der MS Amlin segelt östlich, vorbei an Madeira. Er berichtete von einer spektakulären und ruhigen Nachtfahrt:
"Der Mond war so hell, dass alle Sterne verblassten. Es war magisch, im Cockpit bei Mondlicht ein Buch lesen zu können. Ich segle entspannt, arbeite aber ständig an der Optimierung meines Boots, wie der Reparatur des Lazy Bags und der Hydrogeneratoren."
Charlie Dalin: Herausforderung bei leichtem Wind
Charlie Dalin, der mit MACIF Santé Prévoyance lange die Spitze hielt, kämpft aktuell mit extrem leichten Winden. Dennoch bleibt er optimistisch:
"Das Boot ist in Top-Zustand. Ich habe eine gerissene Fockschot repariert und hoffe, bald aus dieser Flaute herauszukommen, um wieder Geschwindigkeit aufzunehmen."
Dalin bemerkte auch, wie die Flotte, die zunächst weit verstreut war, wieder enger zusammengerückt ist. Die Nähe der Konkurrenten verspricht spannende Duelle in den kommenden Tagen.
Ost oder West: Welche Route bringt den Sieg?
Die Wetterlage bleibt unberechenbar. Traditionell gilt: „West ist besser“, doch der Kurs durch den Atlantik erfordert ständige Anpassungen. Jean Le Cam wechselte beispielsweise seine Route, als er erkannte, dass sich der Windkanal entlang der afrikanischen Küste schließen könnte.
Derweil navigiert der Ungar Szabolcs Weöres auf New Europe Richtung Kanaren. Nach stürmischen Bedingungen segelt er nun mit moderaten 10 Knoten und plant, sein beschädigtes Großsegel bei den spanischen Inseln zu reparieren.
Ein Rennen der Strategie und Ausdauer
Mit einer kompakten Flotte und unvorhersehbaren Wetterbedingungen bleibt die Vendée Globe eine Herausforderung an Strategie, Technik und Resilienz. Die Segler beeindrucken nicht nur durch ihr technisches Können, sondern auch durch ihre außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit.