Von links: Gianluca Gregori, Michele Bernetti, Francesco Casoli, Federica Cantori, Manuela Moreno und Tilli Antonelli

Von links: Gianluca Gregori, Michele Bernetti, Francesco Casoli, Federica Cantori, Manuela Moreno und Tilli Antonelli

Exzellenzen der Marken im Vergleich: Der Yachtbau als strategischer Hebel für die regionale Entwicklung

Editorial

02/07/2025 - 19:16

Vergangene Woche fand das „Forum über die Exzellenzen der Marken“ statt, organisiert vom Verband Marche Yachting and Cruising. Ziel der Veranstaltung war es, die strategische Rolle des Yachtbaus und des industriellen Handwerks in der Region Marken hervorzuheben, mit einem Fokus auf Innovation, technische Kompetenzen und die Fähigkeit zur Vernetzung zwischen Unternehmen, Universitäten und Institutionen.

Durch Beiträge führender Unternehmer und Akademiker bot das Forum einen umfassenden Überblick über die Herausforderungen und Chancen des Produktionssystems in den Marken und unterstrich die Bedeutung von Unternehmenskultur, technischer Ausbildung und territorialer Kommunikation. Das Event brachte Akteure aus den Bereichen Nautik, Möbelbau, Weinwirtschaft und Industriedesign zusammen – und zeigte das Potenzial des „Savoir-faire“ der Marken für nachhaltige Entwicklung und internationale Attraktivität.

Das Forum fand in Fano in den renovierten Räumen des ehemaligen Meeresbiologielabors statt, heute als Marine Center bekannt. Die Moderation übernahm RAI-Journalistin Manuela Moreno.

Zahlreiche Teilnehmer waren im Publikum anwesend – darunter Vertreter aus Institutionen, Unternehmen, lokale Stakeholder und Journalisten – mit einem besonderen Fokus auf mögliche Synergien zwischen Nautik, Design, verarbeitender Industrie, Qualitätslandwirtschaft und Hochschulausbildung.

Nautik und Fertigung: Der Beitrag von Tilli Antonelli

Tilli Antonelli, gebürtiger Ravennaer und Wahl-Markese, ist eine bekannte Figur der Yachtbranche. Er blickte auf die Stationen seiner Karriere zurück: von der Gründung von Pershing über die Schaffung von Wider bis zu seiner aktuellen Rolle als Leiter der SP-Linie (Smart Performance) bei Sanlorenzo. In seinem Beitrag betonte er, dass Innovation im Yachtbau heute Ästhetik, Komfort, Leistung und Nachhaltigkeit vereinen muss. „Italien verfügt über ein einzigartiges handwerkliches Erbe“, so Antonelli, „doch wir brauchen visionäre Unternehmer, die in Humankapital investieren und unkonventionell denken.“

Er unterstrich zudem den Wert lokaler Produktion mit kurzen Lieferketten, die Individualisierung der Produkte und die wahrgenommene Qualität – Aspekte, die von einer zunehmend anspruchsvollen internationalen Kundschaft nachgefragt werden.

Handwerk und Design: Die Herausforderungen laut Cantori

Federica Cantori, Marketing- und Kommunikationsleiterin des gleichnamigen Unternehmens, berichtete über ihre Erfahrung im Bereich hochwertigen Möbeldesigns, das auf einem Netzwerk hochspezialisierter lokaler Handwerker basiert. „Qualifizierte Arbeitskräfte zu finden wird immer schwieriger“, erklärte sie, „auch wegen mangelnder schulischer Bildung im Bereich Handwerk. Es braucht eine Bildungsreform, die manuelle und technische Arbeit aufwertet.“

Die Weitergabe von Know-how zwischen den Generationen, mit Fokus auf Nachhaltigkeit und lokale Identität, ist essenziell, um den Kompetenzverlust zu verhindern. „Die Marken haben eine große industrielle Tradition – aber sie müssen lernen, sie besser zu kommunizieren, auch gegenüber der jungen Generation“, so Cantori.

Francesco Casoli: Industriesystem und funktionales Design

Francesco Casoli, Präsident der Elica-Gruppe, wies auf die Notwendigkeit hin, unternehmensübergreifend zusammenzuarbeiten und lokale Kirchturmmentalitäten zu überwinden. „Reputation entsteht nicht allein durch Design, sondern durch Zuverlässigkeit, Qualität und Termintreue. Design ist kein Stilspiel – es muss ingenieurtechnisch fundiert sein.“

Casoli betonte, dass die Marken nur dann global wettbewerbsfähig sind, wenn sie Kompetenzen bündeln, Ressourcen teilen und eine stabile sektorübergreifende Vernetzung aufbauen – von der Nautik bis zur Haushaltsgerätebranche, vom Möbelbau bis zur Leichtmechanik.

Michele Bernetti: Weintourismus und wahrgenommener Produktwert

Michele Bernetti, CEO von Umani Ronchi, analysierte die Entwicklungen auf dem Weinmarkt und die steigende Nachfrage nach authentischen, regional verwurzelten Erlebnissen. „Der heutige Konsument sucht nach Wert, Identität und Nachhaltigkeit. Weinmarketing bedeutet heute auch Weintourismus – vom Besuch im Weinkeller bis zur Geschichte des Produkts.“

Bernetti betonte, dass der Weg in die Zukunft nicht über Mengen, sondern über den wahrgenommenen Wert des Produkts führt – gestützt auf Servicequalität. Er stellte das touristische Gesamtkonzept des Unternehmens vor: Wine Resorts, Kochkurse, Weinbergtouren – Instrumente zur Stärkung der Bindung zwischen Produkt und Region.

Gianluca Gregori: Technische Ausbildung und institutionelle Synergien

Der Rektor der Universität Politecnica delle Marche, Gianluca Gregori, lieferte eine strategische Analyse basierend auf Daten zu Demografie, Produktivität und Bildungswahl. „Wir brauchen mehr Absolventen in technischen Fächern“, erklärte er, „und müssen zugleich handwerkliche Fähigkeiten aufwerten.“ Die Zusammenarbeit zwischen Universitäten, KMU und Institutionen ist ein entscheidender Hebel, um Abwanderung zu stoppen und Unternehmertum zu fördern.

Gregori schlug Ko-Innovationsmodelle zwischen öffentlichem und privatem Sektor vor – darunter Acceleratoren, Uni-Spin-offs und gemeinsame Projekte – auch mit interdisziplinären Ansätzen in Tourismus, Landwirtschaft, Nautik und Industrie.

Marina Santucci: Den Wert des Territoriums kommunizieren

Zum Abschluss betonte Marina Santucci, Direktorin der Agentur für Tourismus und Internationalisierung der Region Marken, die Dringlichkeit einer besser strukturierten und international ausgerichteten Territorialkommunikation. „Veranstaltungen wie diese sind wichtige Schaufenster, um Investoren, Touristen, Journalisten und Einkäufer anzuziehen. Aber es braucht Konsistenz, langfristige Strategien und ein Bewusstsein für unseren Wert.“

Unser Fazit

Das „Forum über die Exzellenzen der Marken“ zeigte deutlich, dass ein kompetentes, innovationsfreudiges Produktionsgefüge vorhanden ist. Doch es ist notwendig, in technische Ausbildung zu investieren, Unternehmensnetzwerke zu stärken, handwerkliche Kompetenzen aufzuwerten und eine gemeinsame Erzählung des Territoriums zu entwickeln. Ebenso unbestreitbar ist der Bedarf an angemessener Infrastruktur – als Unterstützung für Unternehmer und Unternehmen auf dem Weg zu mehr Wettbewerbsfähigkeit. Diese Lücke besteht nicht nur in den Marken, sondern in ganz Italien. Werften, Nautik, Design, Agrarwirtschaft und Universitäten können die Säulen eines integrierten Systems sein, das globale Herausforderungen mit modernen Mitteln und tiefen Wurzeln meistert.

 

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