Cantiere Rossini: Der neue Refit-Referenzpunkt an der Adria, in Pesaro

Cantiere Rossini: Der neue Refit-Referenzpunkt an der Adria, in Pesaro

Cantiere Rossini: Der neue Refit-Referenzpunkt an der Adria, in Pesaro

Service

07/11/2025 - 06:41

Seit 2018 ist Cantiere Rossini in Pesaro, im Norden der Marken-Küste, tätig und hat sich als spezialisiertes Zentrum für Refit und Wartung – geplant wie außerplanmäßig – von Yachten zwischen 30 und 55 Metern etabliert.

Die Werft liegt im Hafenkanal von Pesaro auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern und ist sowohl von Land als auch vom Meer aus leicht zu erkennen. Verantwortlich dafür sind die zwei imposanten Hallen, jeweils 70 mal 22 Meter groß, die durch ihre Form und die silbern schimmernde Außenverkleidung zu einem markanten Orientierungspunkt für die Navigation entlang der Adriaküste geworden sind.

Die Fassaden sind mit Aluminiumpaneelen verkleidet, deren Formen und Farben an Haie und das Meer erinnern.

Auch im Inneren zeigen die Hallen ihre Einzigartigkeit: Mit einer Höhe von 28 Metern verfügen sie über eine tragende Struktur aus Brettschichtholz (Fichte) und bieten insgesamt 3.000 Quadratmeter überdachte Arbeitsfläche. Sie sind darauf ausgelegt, Yachten bis zu 55 Metern Länge aufzunehmen, die mit einem 560-Tonnen-Travel-Lift bewegt werden können.

Zudem zeichnen sich die Gebäude durch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit aus, ausgestattet mit geothermischer Heizung und getrennten Absaugsystemen für Staub und Lösungsmittel.

Zum Gelände gehören außerdem ein 130 Meter langer Kai für Yachten bis 55 Meter, ein modernes Verwaltungs- und Technikgebäude, Werkstätten, Lagerflächen und große Freiflächen, sowie ein Concierge-Service, der von einer Maritime Agency unterstützt wird. Diese bietet maßgeschneiderte Unterstützung – von der Abwicklung bürokratischer Vorgänge bis hin zur Organisation von Unterkünften für die Crews während der Werftaufenthalte.

Geleitet wird das Unternehmen von Alfonso Postorino, Mitgründer und Geschäftsführer, der zuvor Erfahrungen bei Benetti, Cantieri di Pisa, Amico & Co und ISA Shipyard gesammelt hat.

Alfonso Postorino, co-founder and general manager at Cantiere Rossini
Alfonso Postorino, Mitbegründer und Generaldirektor der Cantiere Rossini

Mit ihm sprechen wir über Markt, Arbeitsweise, Lieferkette und Perspektiven der Refit-Branche an der Adria.

PressMare – Pesaro und die Adria: Ist dieser Standort für eine Refit-Werft ein Nachteil oder ein Wettbewerbsvorteil?

Alfonso Postorino – Es ist kein Nachteil. Wir profitieren vom natürlichen Verkehr entlang der Adria sowie von Yachten, die hier ihre Kreuzfahrt beginnen oder beenden. Wenn ein Refit-Auftrag mehrere hunderttausend Euro wert ist, schrecken ein paar Seemeilen mehr niemanden ab. Zu uns kommen Yachten aus der Türkei, den Balearen, der Côte d’Azur und noch weiter entfernten Regionen. Rund 80 % unserer Kundschaft ist international.

PM – Warum entscheidet sich ein Eigner – oder häufiger der Kapitän – für Cantiere Rossini?

AP – Der wichtigste Faktor ist Vertrauen, nicht (nur) der Preis. Hier finden Kunden Erfahrung kombiniert mit einer jungen, dynamischen Struktur – die Werft hat vor sieben Jahren das erste Boot an Land geholt – mit qualifiziertem Fachpersonal und effizienter Organisation.

Eine 50-Meter-Yacht ist hier im Winter einer unserer Hauptkunden; in größeren Werften, die auch 70–80-Meter-Schiffe bearbeiten, wäre sie nur „eine von vielen“. Bei uns fühlt sich der Eigner stärker wahrgenommen.

PM – Welche Bedeutung hat Ihr internationaler Ansatz?

AP – Eine sehr große. Die Eigentümer sind ausländisch, der CEO ist Brite. Etwa 70–80 % des Personals, einschließlich Dock- und Platzarbeiter, sprechen fließend Englisch. Das ist eine bewusste strategische Entscheidung: Wir wählen Bewerber auch nach ihren Sprachkenntnissen aus. Da fast alle Kunden aus dem Ausland kommen, schafft das Vertrauen und eine angenehme Kommunikation.

PM – Wer entscheidet, in welche Werft die Yacht zum Refit gebracht wird – der Eigner oder der Kapitän?

AP – Meist der Kapitän. Der Eigner ist nur dann direkt beteiligt, wenn es um Änderungen am Innenlayout oder strukturelle Umbauten geht; ansonsten delegiert er die Entscheidung an den Kapitän oder den Yachtmanager.

Ein zusätzlicher Vorteil ist die Lage selbst: Pesaro ist eine angenehme Küstenstadt – im Sommer lebhaft, im Winter ruhig, sicher und dennoch aktiv. Die Crews schätzen diese Lebensqualität während der Werftzeiten.

PM – Können Sie einige Zahlen nennen, um Cantiere Rossini besser einzuordnen?

AP – Wir beschäftigen derzeit 27 Mitarbeiter, erzielen einen Jahresumsatz von rund 6 Millionen Euro und bearbeiten etwa 35 bis 40 Projekte pro Jahr, vor allem zwischen Oktober und Juni. Zu Beginn des Sommers leert sich die Werft naturgemäß, und die Yachten gehen auf Fahrt.

Unsere Anlagen könnten ein höheres Auftragsvolumen bewältigen, aber unser Ziel ist nicht, die Anzahl der Projekte zu erhöhen, sondern den durchschnittlichen Wert der Aufträge zu steigern – etwa durch komplexere Refits, komplette Lackierungen, Innenumbauten oder Motorenersatz. Diese Arbeiten führen wir bereits durch, möchten aber ihre Häufigkeit ausbauen.

PM – Wie sieht Ihre Strategie für weiteres Wachstum aus?

AP – Jedes Unternehmen besteht aus Menschen – Fachleuten, Technikern, Verwaltungsmitarbeitern, Handwerkern – und sie alle sind von zentraler Bedeutung. Deshalb investieren wir gezielt in Human Resources.

Wir haben kürzlich einen französischen Vertriebsleiter, einen ehemaligen Kapitän, eingestellt, der an der Côte d’Azur lebt. Er ist seit Mai bei uns, und wir sehen bereits erste Ergebnisse. Im Refit-Geschäft zählen Beziehungen und Vertrauen. Prozesse und Strukturen sind wichtig, aber der Eigner übergibt sein Schiff letztlich an Menschen, denen er vertraut.

PM – Oft wird gesagt, spanische Werften seien führend im Refit-Sektor. Stimmen Sie dem zu?

AP – Nicht ganz. In Barcelona und Palma gibt es zweifellos bedeutende Werften mit großen Infrastrukturen, aber in Bezug auf Anzahl der Betriebe und Gesamtvolumen liegt Italien vorne.

Unser entscheidender Vorteil ist die industrielle Lieferkette, die in dieser Form einzigartig ist. Hier in den Marken finden sich innerhalb von 100 Kilometern dieselben Zulieferer, die auch für führende italienische Yachtbauer arbeiten – etwa für den Ferretti-Konzern, Cantieri delle Marche, ISA Yachts und viele andere. Dieses Ökosystem ist in Spanien oder Frankreich schwer zu reproduzieren.

Ein Vorteil mancher spanischer Werften – etwa von MB92 – liegt in ihren großen Kapazitäten, die es ihnen ermöglichen, sehr große Yachten zu bearbeiten und dadurch höhere Umsätze zu erzielen.

PM – In Spanien gibt es das Modell „Rent the Yard“, bei dem Flächen und Geräte vermietet werden. Wäre das auch für Sie denkbar?

AP – Soweit ich weiß, wird dieses Modell nur von STP in Palma praktiziert. Für uns wäre das keine Lösung. Im Gegenteil, wir raten vom Do-it-yourself ab: Es führt zu organisatorischen Konflikten, Verzögerungen und Qualitätsverlusten.

Wir bevorzugen volle Prozesskontrolle, eine einzige Verantwortlichkeit und Rückverfolgbarkeit der Arbeiten – wer was, mit welchen Materialien und in welcher Zeit gemacht hat.

PM – Auch im Tyrrhenischen Raum herrscht reger Refit-Betrieb.

AP – Das stimmt, aber der Aufschwung ist überall spürbar, nicht nur geographisch bedingt. Die Zahl der Yachten – insbesondere der großen – wächst jährlich, und damit auch der Bedarf an Refit-Arbeiten.

Ein spezialisierter Betrieb wie unserer deckt das ganze Spektrum ab: von regelmäßigen Wartungen über Lackierungen, Innenumbauten und Layout-Änderungen bis hin zu Rumpfverlängerungen.

Im Tyrrhenischen Meer ist die Dynamik besonders groß – Projekte wie die Wiederbelebung von Esaom in Portoferraio oder die Initiativen in Olbia von Valdettaro und SNO sind Beispiele dafür.

Sardinien profitiert von Sonderwirtschaftszonen (ZES) und staatlicher Unterstützung, was die nautische Entwicklung fördert.

Aber entscheidend bleibt die Lieferkette: Um effizient zu arbeiten, braucht man qualifizierte Ingenieure, Techniker, Tischler, Schweißer und Lackierer. In den Marken sind diese Fachkräfte vor Ort; anderswo müssen sie vom Festland eingeflogen werden – mit entsprechenden Mehrkosten.

PM – In den Marken engagiert man sich stark für die Ausbildung junger Menschen in der Nautikbranche.

AP – Ja, die Marche Yachting and Cruising Association (AMYC), der auch Cantiere Rossini angehört, ist hier sehr aktiv. Ich bin im Vorstand, weil sie Ergebnisse liefert – sonst wäre ich ausgetreten, wie bei anderen Verbänden zuvor.

AMYC arbeitet ehrenamtlich im Interesse ihrer Mitglieder. Unter Präsident Maurizio Minossi besteht heute ein konstruktiver Dialog mit den Institutionen, der früher undenkbar war.

Wir fördern spezielle Förderprogramme, Berufsausbildungen und enge Kooperationen mit Universitäten.

Zu den jüngsten Erfolgen zählen ein Studiengang für Schiffbau zur Ausbildung von Projektmanagern und Technikern sowie ein Master in Nautischer Kommunikation und Marketing, einzigartig in Italien und vermutlich auch international, der im kommenden Frühjahr startet.

Auch wenn die Marken international weniger bekannt sind als Viareggio oder La Spezia, arbeiten wir intensiv daran, diese Sichtbarkeit zu erhöhen.

PM – Fehlen große Yachtliegeplätze in den Marken und hemmt das die Entwicklung?

AP – Ja, das ist ein Engpass. Lange Zeit fehlte das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Branche. Wir bauen viele Yachten, aber sie kehren nicht zurück, weil es keine geeigneten Liegeplätze gibt.

Dank des Dialogs zwischen AMYC, der Hafenbehörde der Zentralen Adria und den Kommunen erzielen wir Fortschritte: In Ancona sollen etwa 100 Meter Kai und in Civitanova Marche 70 Meter für Superyachten umgewidmet werden.

PM – Wie ist die Situation in Pesaro?

AP – Die Kapazitäten sind voll ausgelastet. Cantiere Rossini verfügt über eine 130-Meter-Konzession (12 Liegeplätze für große Yachten), konzipiert als hochwertiger Marina-Bereich, zertifiziert mit MaRINA Excellence, einer Auszeichnung für Qualität, Nachhaltigkeit und Sicherheit in Hafen- und Gästeservices.

Im Sommer empfangen wir auch Transit-Yachten mit Eignern an Bord.

Außerhalb unseres Kais sind alle Plätze für kleinere Boote belegt, aber ein ehemaliges kommerzielles Becken wird derzeit umgewandelt und bietet bald rund 100 neue Liegeplätze bis 25 Meter mit Schwimmstegen.

PM – Welche Beziehung haben Sie zur Stadt aufgebaut?

AP – Anfangs mussten wir erklären, wer wir sind und was wir tun. In diesem Hafengebiet, direkt neben dem Stadtzentrum und der Promenade, wurden früher Gastanker gebaut – eine ganz andere Tätigkeit.

Von Beginn an haben wir Open Days veranstaltet und die Werft für die Bürger geöffnet. Das war viel Aufklärungs- und PR-Arbeit, aber sie hat sich gelohnt: Heute wird unsere Tätigkeit als Chance für die Stadtentwicklung wahrgenommen.

PM – Sie haben Nachhaltigkeit erwähnt. Was tun Sie in diesem Bereich?

AP – Unsere Werft ist jung – das Projekt wurde vor etwa zehn Jahren gestartet – und die Anlagen wurden mit technischen Lösungen zur Reduzierung der Umweltbelastung konzipiert.

Die Holztragwerke unserer beiden großen Hallen, kombiniert mit leichten, korrosionsbeständigen Aluminiumplatten, sind das sichtbarste Zeichen, aber nicht das einzige.

Seit drei Jahren haben wir den Dieselverbrauch vollständig eingestellt – für Travel-Lift, Gabelstapler und Fahrzeuge – und nutzen ausschließlich HVO (Hydrotreated Vegetable Oil). Diese einfache Maßnahme reduziert die Emissionen um bis zu 90 %, ohne dass Motoren angepasst werden müssen.

Leider wird HVO in Marinas noch kaum angeboten, was seine Nutzung in der Nautik einschränkt.

Wir verfügen außerdem über die ISO 14001, ISO 9001 und die Gleichstellungszertifizierung (PdR 125) und veröffentlichen jährlich einen ESG-Bericht zur Überwachung unserer Umwelt- und Sozialleistungen.

 

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