
Karim Aga Khan IV
Karim Aga Khan IV: Leidenschaft für die Nautik und sein Erbe in Costa Smeralda
Am 4. Februar 2025 verstarb Prinz Karim al-Hussaini Aga Khan IV, der 49. Erbimam der ismailitischen Schiiten, im Alter von 88 Jahren in Lissabon. Das Aga Khan Development Network gab die Nachricht mit folgender Erklärung bekannt:
"Seine Hoheit Prinz Karim al-Hussaini, Aga Khan IV, ist friedlich in Lissabon verstorben, umgeben von seiner Familie."
Geboren 1936 in Genf, übernahm Aga Khan IV im Jahr 1957, im Alter von 20 Jahren, die spirituelle Führung der ismailitischen Gemeinschaft als Nachfolger seines Großvaters. Neben seiner religiösen Rolle war er ein bedeutender Philanthrop und Gründer des Aga Khan Development Network, das humanitäre Projekte in über 30 Ländern – insbesondere in Afrika und Asien – realisierte.
Die Sardinienküste hatte einen besonderen Platz im Herzen von Aga Khan. In den 1960er Jahren, fasziniert von der unberührten Schönheit der Nordostküste Sardiniens, leitete er die Entwicklung der Costa Smeralda ein und verwandelte sie in eines der exklusivsten Reiseziele der Welt.
Im Jahr 1962 gründete er Porto Cervo, wo er eine Marina mit 700 Liegeplätzen, luxuriöse Hotels und renommierte Gesellschaftszentren errichten ließ.
1963 gründete er die Fluggesellschaft Alisarda, die später in Meridiana und dann in Air Italy umbenannt wurde. Ein weiteres bedeutendes Projekt war der Flughafen Olbia-Costa Smeralda, den er 1969 realisierte – heute das wichtigste internationale Drehkreuz der Insel.
Seine Leidenschaft für die Nautik führte 1967 zur Gründung des Yacht Club Costa Smeralda (YCCS), wodurch die Verbindung zwischen der Region und der internationalen Segelwelt weiter gestärkt wurde.
Neben der Entwicklung der Costa Smeralda hinterließ Aga Khan zwei maritime Projekte, die internationale Geschichte geschrieben haben: Azzurra und Destriero.
Azzurra: Der italienische Traum beim America’s Cup
Prinz Karim Aga Khan spielte eine entscheidende Rolle bei der ersten italienischen Teilnahme am America’s Cup, die durch das Yacht Club Costa Smeralda (YCCS) mit dem Azzurra-Projekt ermöglicht wurde – dem ersten italienischen Team in diesem prestigeträchtigen Segelwettbewerb.
1983 gab Italien mit Azzurra sein America’s-Cup-Debüt. Die 12-Meter-Klasse-Yacht, entworfen von Andrea Vallicelli, wurde von Cino Ricci geleitet, mit Mauro Pelaschier am Steuer.
Azzurra schrieb Geschichte, indem sie das Halbfinale des ersten Louis Vuitton Cups erreichte – die Qualifikationsserie für den America’s Cup. Diese Leistung machte Italien zu einem bedeutenden Akteur in der internationalen Segelwelt und ebnete den Weg für spätere italienische Kampagnen wie Il Moro di Venezia und Luna Rossa, die beide später den Louis Vuitton Cup gewannen.
Aga Khans Engagement für das Segeln und den YCCS machte die Costa Smeralda zu einem der renommiertesten Zentren für Hochseeregatten, die Events wie die Maxi Yacht Rolex Cup und die Rolex Swan Cup beherbergt – zwei der angesehensten Segelwettbewerbe weltweit.
Destriero: Das Transatlantik-Geschwindigkeitsrekord
Während Azzurra die Segelgeschichte Italiens prägte, hinterließ Destriero einen unauslöschlichen Eindruck in der Welt der Motoryachten.
1992 stellte die von Aga Khan und dem YCCS unterstützte Destriero einen bis heute ungeschlagenen Rekord auf: Die Yacht überquerte den Atlantik von New York nach Bishop Rock (UK) ohne Zwischenstopp in nur 58 Stunden, 34 Minuten und 50 Sekunden mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 53 Knoten.
Die Destriero, ein 67,7 Meter langes Schiff, wurde von Fincantieri in La Spezia gebaut und war damals das modernste Hochgeschwindigkeitsschiff seiner Art. Mit drei General Electric Gasturbinen, die insgesamt 60.000 PS leisteten, gewann Destriero sowohl das Blue Riband als auch die Virgin Atlantic Challenge Trophy für die schnellste Transatlantik-Überquerung ohne Betankung.
Diese beeindruckende Leistung machte Destriero zu einer Ikone der internationalen Motoryacht-Szene und bewies, dass Aga Khans Vision, das italienische Know-how in der Nautik zu fördern, ein voller Erfolg war.
Costa Smeralda: Ein globales Zentrum für die Nautik
Aga Khans Engagement für die Nautik spiegelte sich in der Schaffung der Costa Smeralda wider – ein visionäres Projekt, das in den 1960er Jahren ins Leben gerufen wurde.
1962 erwarb der Prinz große Küstenabschnitte und gründete das Costa Smeralda Konsortium, mit dem Ziel, die Region in ein exklusives Luxus- und Yachting-Drehkreuz zu verwandeln.
Eines seiner bedeutendsten Projekte war die Entwicklung der Marina von Porto Cervo, heute eine der renommiertesten Häfen Europas, mit über 700 Liegeplätzen, darunter Plätze für Superyachten und eine erstklassige Infrastruktur für den Luxusyachtsport.
Zusätzlich gründete Aga Khan die Werft Porto Cervo, die sich auf Refits und Wartung von Luxusyachten spezialisiert hat und damit Costa Smeralda als zentralen Anlaufpunkt für die internationale Yachting-Elite etablierte.
Das nautische Erbe von Aga Khan
Die Beziehung von Prinz Karim Aga Khan IV zum Meer war nicht nur geschäftlich, sondern auch leidenschaftlich. Sein Traum war es, Costa Smeralda zu einem globalen Epizentrum für Luxusyachten zu machen – eine Vision, die sich im Laufe der Jahrzehnte verwirklicht hat.
Dank seines Engagements ist Sardinien heute ein Hotspot für Yachtbesitzer, Regattasegler und Seefahrer aus aller Welt.
Mit seiner Weitsicht hat Karim Aga Khan IV die Geschichte der Nautik in Italien und im Mittelmeerraum für immer verändert und ein Erbe hinterlassen, das die Branche noch lange inspirieren wird.
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