Rückblick Paris 2024: Fünf Diplome und viel Respekt
Rückblick Paris 2024: Fünf Diplome und viel Respekt
Die Olympia-Delegation des Swiss Sailing Teams kehrt mit fünf Diplomen von Marseille nach Hause. Maud Jayet (SNG) auf dem ILCA 6, Elena Lengwiler (SKA/GYC) auf dem Formula Kite, Elia Colombo (CVLL) auf dem iQ Foil, Sébastien Schneiter (SNG) und Arno de Planta (CVV/SNG) auf dem 49er sowie Yves Mermod (TYC) und Maja Siegenthaler (TYC) auf dem 470 Mixed – alle qualifizierten sich fürs Medal Race, respektive für die Medal Series und sicherten sich mit einer grossartigen Leistung ein Diplom. Die lang ersehnte Medaille war verschiedene Male zum Greifen nah – doch es sollte sein. Nach den Spielen ist vor den Spielen: Das Ziel Olympia-Medaille wird in Los Angeles 2028 erneut im Fokus stehen.
Es war vielleicht der dramatischste Moment aus Schweizer Sicht: Elena Lengwiler, gestartet mit einem Bonus-Punkt, musste im Halbfinale mindestens zwei Laufsiege schaffen und zudem die Angriffe von Daniela Moroz (USA, zwei Bonus-Punkte) abwehren. Die 28-jährige Kiterin aus Unterterzen startete hervorragend und übernahm sogleich die Führung. Sie hatte Moroz unter Kontrolle – bis sie bei einer Wende vom Foil und damit ins Wasser fiel. Aus und vorbei der Traum vom Finale und damit die Chance auf eine Medaille! Oder doch nicht? Lengwiler kämpfte sich tatsächlich zurück, machte Meter um Meter auf die führende Amerikanerin gut und gewann den Lauf schliesslich in einem Photo-Finish. Bis sich die Jury meldete und Elena Lengwiler eine Strafe wegen zu wenig Raum bei der zweiten Luvtonne aufbrummte…
Der Kampfgeist von Elena Lengwiler war sinnbildlich für die Leistung des Schweizer Teams.
• Die 470-Segler Yves Mermod und Maja Siegenthaler eröffneten die Regattaserie mit einem Frühstart: Black Flag im ersten Lauf. Sie liessen den Kopf nicht hängen – sondern gewannen gleich darauf den zweiten Lauf. Und als es am letzten Tag bezüglich der Qualifikation für das Medal Race darauf ankam, legten sie nochmal einen Laufsieg nach.
• Elia Colombo hatte auf dem iQ Foil zu kämpfen und kam nicht richtig auf Touren. Bis er den letzten Lauf gewann und anschliessend dank eines gewonnen Podests den Sprung in die Medal Series doch noch schaffte. Dort war er auf Halbfinal-Kurs und nur ein Winddreher zu seinen Ungunsten verhinderte das Weiterkommen.
• Sébastien Schneiter und Arno de Planta liessen sich trotz einer schwierigen Regattaserie nicht beirren und segelten immer wieder vorne mit. Im abschliessenden Lauf der Qualifikation lagen sie bei der letzten Luvtonne auf einer Spitzenposition – bevor eine Bojenberührung sie zu einem Strafkringel zwang. Nach einer nicht ganz perfekten Ausführung nutzten die hinter ihnen liegenden Spanier die Chance, um Schneiter/de Planta gleich noch zu einem zweiten Kringel zu provozieren und ihre Medaillenchancen auf ein Minimum sinken zu lassen.
• Auch bei Maud Jayet auf dem ILCA 6 gab es Ups und Downs. Am letzten Tag der Qualifikation startete die Waadtländerin als Drittplatzierte im rosa Bip, musste jedoch im ersten Lauf nach einem schlechten Start ihr Streichresultat notieren und rutschte auf den 4. Platz. Der zweite Start gelang hervorragend und Jayet lag virtuell wieder auf Medaillenkurs – bis die Wettfahrtleitung den Lauf abbrach… Der Rest ist bekannt: Im Medal Race gelang ihr wie den anderen Schweizer Seglerinnen und Seglern kein Exploit und Maud Jayet musste sich mit dem zwar hervorragenden jedoch undankbaren 4. Platz begnügen.
Diplomübergabe an die Schweizer Seglerinnen und Segler durch Ralph Stöckli, Chef de Mission von Swiss Olympic (rechts aussen). Es fehlte Elia Colombo.
Für Christian Scherrer, Teamchef des Swiss Sailing Teams, überwiegen trotzdem die positiven Gefühle und Erfahrungen: «Das ganze Team, alle Athletinnen und Athleten, aber auch die Coaches und alle weiteren Betreuer und Helfer trugen zu diesen tollen Resultaten bei.» Im Rückblick funktionierte das gesamte Setup des Swiss Sailing Teams hervorragend. Das von Marco Brunner organisierte Teamhouse, nur wenige Fahrrad-Minuten von den Athletenhotels und vom Olympia-Hafen Roucas Blanc entfernt, diente als Basis und Rückzugsort der Seglerinnen und Segler. Von dort aus unterstützte Headcoach Toni Otero die einzelnen Coaches, dort bearbeitete Physiotherapeutin Elena Moraga die müden Muskeln und beanspruchten Gelenke, dort erarbeitete Marco Versari die wahrscheinlichsten Wetter-Szenarios und dort sorgte nicht zuletzt Marius Mermod für das leibliche Wohl des Teams. Eine wichtige Rolle nahm auch Mental-Coachin Maayke van der Pluijm wahr – im Teamhouse, im Hafen und auf dem Wasser. «Eine Medaille als krönenden Abschluss der Olympia-Kampagne Paris 2024 blieb uns leider verwehrt», bilanziert Christian Scherrer. «Ich bin jedoch stolz auf das ganze Team und auf die fünf Diplome – diese Leistung ist herausragend für den Schweizer Segelsport. Mein Dank geht auch an die engagierten Clubs, den Verband und alle Mitglieder von Swiss Sailing für das Vertrauen und die Unterstützung. Wir werden das Gelernte aufnehmen und freuen uns auf die kommende Herausforderung Los Angeles 2028.»