Bavaria C 46: Die Neue kann alles

Bavaria C 46: Die Neue kann alles

Bavaria C 46: Die Neue kann alles

Segelboot

15/03/2024 - 13:00

Die vielseitige Segelyacht mit grossem Potenzial ist aus einer neuen Denkweise geboren, welche die üblichen Bootskategorien wie Eigner-, Charter-, Fahrten- oder Regattaboot, einfach ausser acht lässt und sich auf den wesentlichen Kern einer modernen Segelyacht fokussiert.

Die einhundert Seemeilen segelte die zweiköpfige Überführungscrew in knapp 15 Stunden. Ein Durchschnitt von fast sieben Knoten, mit in den Spitzen natürlich entsprechend mehr Speed: „Tagsüber sind wir noch gemütlich bei leichtem Wind an Monaco vorbeigezogen, aber um Mitternacht briste es ziemlich auf. Wir hatten stellenweise 25 Knoten Wind, mit Böen bis 30“, erklärt Marcus Schlichting von Bavaria, der das Schiff mit seinem Kollegen David Goedde von der Messe in Cannes zur nächsten Messe nach Genua gebracht hatte. „Nur unter Grosssegel und Selbstwendefock surften wir mit 11 bis 13 Knoten die Wellen hinab! Das war einfach beeindruckend, wie leicht die C46 dann noch auf dem Ruder lag.“

Auch auf der 350 Meilen Überführung von Genua nach Barcelona kam die Bavaria C46 mit kleiner Crew aus. Michael Künstler, bei Bavaria Yachts Chef des Einkaufs, segelte eben in Rekordzeit die Cote d‘Azur ab: „8,5 Knoten Speed über Grund bei 11 Knoten Wind ist, nur mit Grosssegel und Selbstwendefock, schon fast unglaublich. Auch bei kurzer Welle segelt das Schiff absolut angenehm. Die Ruhe im Schiff ist erstaunlich, auch wenn es unter Motor läuft. Durch die Ausstattung mit den sechs Winschen des Ocean Pakets war ein optimales Handling auch mit nur drei Crewmitgliedern bei allen Bedingungen von Flaute bis Sturm absolut möglich. Und unter Deck fühlt man sich bei der Freiwache durch das viele natürliche Licht sehr wohl.“

Auf diesen Überführungen zwischen zwei Bootsmessen wie auch auf etlichen anderen Testtörns im vergangenen Sommer und Herbst zeigte die mit Spannung erwartete, neue Bavaria C46, dass sie die Vorgaben der Werft auf den Punkt erfüllt. Das Entwicklungsteam von Bavaria wollte nichts weniger, als eine gut segelnde und leicht zu handhabende Segelyacht von 46 Fuss Länge, die allerdings so vielseitig ist, dass sie sich für die unterschiedlichsten Zwecke und Wünsche konfigurieren lässt.

Also zum Beispiel als schnelle und sichere Fahrtenyacht für lange Reisen. Oder als komfortables Familienboot mit vielen Kabinen, oder für den Einsatz als Charteryacht, oder zu welchem Zweck auch immer. Ambitionierte Segler:innen werden, mit den entsprechenden Segeln, auch erfolgreich Regatten segeln können. Kurz: Diese Yacht ist die perfekt funktionierende, gut segelnde Basis, auf der jeder Eigner seine eigenen Vorstellungen realisieren kann. Und das auf eine clevere Art. In der Einrichtung gibt es etliche Variationen, aber nicht alle Räume lassen sich beliebig verschieben, da viele Schotten strukturell bedingt wichtig sind. Dennoch sind etliche Variationen möglich, die einzelnen Kabinen können ganz unterschiedlich ausgestattet und genutzt werden.

 

Die Gestaltung unter Deck ergibt sich auch immer aus der Position des Mastes. Der steht bei der C46 zugunsten der grösseren Segelfläche der Vorsegel wieder etwas weiter zum Heck. Das wiederum bestimmt die Position des Hauptschotts, und so wurde eine wirklich riesige Eignerkabine vorne möglich - oder zwei immer ebenfalls grosse Kabinen mit je einem eigenen Bad. Der Salon ist grosszügig aufgeteilt mit einer U-Messe und Bank davor an Steuerbord und einer schönen grossen Küche gegenüber an Backbord. Dazu gibt es einen Kartentisch, der in diesen Raum mit offener Küche integriert ist und auch als Bordoffice dienen kann. Achtern gibt es zwei Kabinen mit je einem eigenen WC-Raum, dazu die Möglichkeit einer weiteren Kabine mit Stockbetten oder einem etwas grösseren oder kleineren Technik- oder Wirtschaftsraum, was gerade für längere Touren besonders nützlich ist.

Aber zurück zur Grundlage, den Segeleigenschaften. Auch diese lassen sich, ganz nach eigenem Ermessen, unterschiedlich nutzen – nicht jeder möchte gleich das volle Potenzial entfesseln. Auf zahlreichen Tests haben unsere Werftcrews das allerdings getan, das Schiff mit dem Code Zero an die Grenzen gebracht, in sportlich ambitionierten Manövern die Platzierung von Winschen und Beschlägen getestet und dabei immer auch einen Riesenspass gehabt. Solch ein sportliches Segeln ist bei einer Schiffsgrösse von 46 Fuss allerdings schon nicht ganz ohne.

Vereinfacht wird es durch den „Code Permanent“, wie dieses grosse, auf der Rolle gefahrene Raumsegel von Elvström genannt wird. Es ist ein Code 0 Segel aus leichterem Tuch, welches man permanent auf jedem Törn angeschlagen lassen kann. Dank der stabilen Torsionsleine im Vorstag kann es gut eingerollt werden und muss beim Segeln selbst nicht unbedingt gesetzt oder geborgen werden, da es ja wie eine grosse Genua aus- und eingerollt wird (das Segel hat sogar einen UV-Schutz am Achterliek). Die Handhabung ist denkbar einfach und auch das Halsen verliert alle Dramatik, da das Segel vor dem Manöver einfach aus dem Cockpit heraus eingerollt und auf dem neuen Bug wieder ausgerollt wird.

Doch das Potenzial zeigt sich auch beim noch entspannteren Segeln. Dies ist eben diese Vielseitigkeit, für die das Schiff, in diesem Fall das Rigg und der Segelplan, entworfen wurden. Der Mast steht ziemlich genau in der Schiffsmitte, das sorgt für ausgewogenes Segeln. Damit entwickelt aber schon die Selbstwendefock reichlich Vortriebskräfte, was sich beispielsweise beim Testsegeln im aufgewühlten Seegang vor Barcelona deutlich zeigt: Nach der Wende kann das Schiff trotz der kurzen, bremsenden Wellen sofort wieder Fahrt aufnehmen. Das ist beeindruckend, erhöht die Freude am Segeln und ist letztendlich auch ein Sicherheitsaspekt. Kurzum: Ein Segelprofi am Steuer kann sehr viel aus diesem Schiff heraus kitzeln. Aber es wird auch ohne solchen Einsatz hervorragend segeln, dabei ist es ausgewogen genug, um auch einen weniger konzentrierten Menschen am Rad zu tolerieren und kleinere Steuerfehler nicht gleich mit spürbaren Folgen zu quittieren.

 

Vorangegangen waren etliche interne Design-Workshops in der Werft, aber auch viele Gespräche und klare Vorgaben an die Designer, Maurizio Cossutti und Allesandro Ganz. Denn diese neue Bavaria sollte ja nicht nur schnell sein und gut segeln, sondern auch leicht zu handhaben, für die grosse oder kleine Crew und selbst für eine Einhandsegler:in! Dazu musste lange am Konzept, vor allem aber auch an den vielen Detaillösungen gefeilt werden.

Ein zentraler Punkt ist das Winschenlayout im Cockpit. Maximal sechs Winschen sorgen für Vielseitigkeit. Jeweils zwei befinden sich dann auf jeder Seite an den Steuerständen, damit kann das Schiff von hier aus durch die steuernde Person ganz einfach auch mal alleine gesegelt werden, die Schoten von Gross- und Vorsegel sind dann perfekt zur Hand. Sollen aber doch einmal schnellere Manöver mit mehr beteiligten Menschen gefahren werden, könnte es hier dann schon mal eng werden – daher gibt es die Option, ganz traditionell auch auf den Cockpitsülls noch je eine weitere Winsch zu platzieren. Die Vorsegelschoten lassen sich so umleiten, dass sie sowohl von hier, als auch von den Steuerständen aus gefahren werden können. Ebenso kann auch jedes Fall, die alle nach achtern ins Cockpit umgeleitet sind, von jeder beliebigen Winsch am Steuerstand aus bedient werden. Und selbstverständlich gibt es die sehr beliebte Option, mindestens zwei Hauptwinden als E-Winschen zu ordern.

Die Grossschot wird als „German Mainsheet“ ohne Traveller gefahren, vom Baum aus wird sie zum Mast und von dort aus beiderseitig nach achtern ins Cockpit geleitet, wo je ein Ende auf je einer Winsch bei den Steuerständen landet. Doch auch hier gibt es eine einfache und geniale Variation: Dreht man die Schot quasi um und belegt die losen Enden am Baum, hat man im Cockpit eine „Endlos-Schot“, vor allem aber hat man ein doppeltes Schotsystem mit dem sich jede Seite der Schot einzeln einstellen und der Baum sich somit optimal trimmen lässt. Ein zusätzliches Plus ergibt sich beim Halsen im Starkwind, wo der Baum mit beiden Schoten ganz ruhig und kontrolliert erst in die Schiffsmitte holen und dann langsam auf der neuen Seite wieder fieren lässt.

Überhaupt ist dies ein Cockpit zum Segeln, was auf den ersten, flüchtigen Blick dank der grossen Tische und bequemen Cockpitbänke gar nicht so direkt ins Auge fällt. Dann aber sieht man die beispielsweise die Instrumente, die einerseits für alle gut sichtbar über dem Niedergang angeordnet sind, aber auch seitlich an den Steuerpods, speziell für die Augen der steuernden Person. Die hier, hinter den Rädern, jeweils einen sehr guten Platz bekommen hat. Anders, als auf einigen modernen Yachten steht man hier nicht ganz achtern am offenen Heck, nur durch einen dünnen Draht vor dem Über-Bord-gehen geschützt. Hier befinden sich noch zwei solide und grosse Backskisten hinter den Steuerständen, was einen weiteren Sitzplatz (nicht nur auf dem Seitendeck also) und, vor allem, ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit gibt.

 

Wo wir gerade am Heck sind. Natürlich gibt es hier eine grosse, ausklappbare Badeplattform. Dahinter befindet sich die Bavaria B-Box, ein Stauraum für alles nasse und sandige Zeug vom Baden, wie Schnorchelausrüstungen und ähnliches. Auch im Cockpit selbst gibt es sehr viel Stauraum, sogar für die losen Enden der Schoten hinter den Winschen. Die Tische sind stabil zum Festhalten und anlehnen, besonders zu erwähnen wäre hier noch ein nettes kleines Detail: Es gibt ausfahrbare Ambient-Lampen für den romantischen Abend im Cockpit.

Wichtiger für die Sicherheit an Bord ist der vorbildliche Zugang zum Steuerquadranten, direkt unter dem Cockpitboden zwischen den Steuerständen. Dort ist alles zur Hand, die Autopiloten ebenso wie der Aufsatz für eine Notpinne. Die zeigt beim Gebrauch aus Platzgründen nach achtern, hat aber vor allem auch Ösen am Ende, dazu gibt es entsprechende Augen im Cockpit (auch für die Steuerperson zum Einpicken), so kann man sich eine Talje als Steuerhilfe riggen.

So ging es in die praktische Erprobung, nicht nur mit einem, sondern zwei „Prototypen“, die eigentlich schon die ersten zwei Serienboote sind. Auf dem einen Boot wurden alle Segel und Riggkonfigurationen ausgiebig probiert und getestet, gemeinsam mit den Partnern von Elvström Sails und Selden-Riggs. Das andere Schiff hingegen durfte, wie eingangs erwähnt, schon längere Touren segeln. Nämlich zwischen den einzelnen Mittelmeer-Messen hin- und her, 100 Meilen von Cannes nach Genua und dann 350 Meilen von Genua nach Barcelona. Solche Überführungen sind besonders anspruchsvolle Praxistests, da sie in der Regel mit minimaler Besatzung in sehr begrenzter Zeit durchgeführt werden. Und dann soll das Schiff ja anschliessend auch noch in einem perfekten Zustand auf einer Messe präsentiert werden...

Nach der Bootsmesse in Barcelona bestand die Bavaria C46 eine weitere, besondere Prüfung. 11 Journalist:innen aus 11 Ländern nahmen sich das Schiff gründlich vor, im Rahmen des Auswahlverfahrens für die „European Yacht of the Year“. Welches Schiff am Ende tatsächlich zu Yacht des Jahres gekürt wird, soll auf der Messe in Düsseldorf verkündet werden. Dies aber können wir schon jetzt sagen, dass nämlich alle Journalist:innen vom Schiff beeindruckt waren. Und das Team Bavaria  mit ihrem Feedback bestätigt haben, dass Bavaria Yachts auch mit der neuen Bavaria C46 neue Akzente im Markt setzen werden.

„Die Bavaria C46 ist keine Neuerfindung des Bootes, aber ein kleiner Quantensprung für uns als Werft dank einer sehr gut und durchdachten Entwicklung und einigen wirklich innovativen Ideen“, resümiert Marcus Schlichting in Barcelona, und schon auf dem Weg zum nächsten Testsegeln mit Bavaria C46.

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