
Trump taumelt bei den Zöllen: Von Arroganz zum Rückzieher in weniger als einem Tag
Donald Trump schlüpft erneut in die doppelte Rolle des ungestümen Tycoons und des berechnenden Politikers – doch diesmal ist seine Kehrtwende bei den Zöllen so auffällig, dass sie fast wie eine Karikatur seiner eigenen Figur wirkt. Noch vor wenigen Stunden prahlte er auf eine geradezu vulgäre Weise, die einem angeblichen Weltführer unwürdig ist: „Die Länder rufen mich an und wollen mir den Arsch küssen“, behauptete er, und „sie sterben dafür, Abkommen zu schließen.“
Dann, ganz plötzlich, setzt er genau diese Zölle, die er am 2. April verkündet hatte – vor gerade mal einer Woche an dem von ihm selbst so genannten „Tag der Befreiung“ – für 90 Tage aus. Für alle Länder außer China. Ein Schritt, der eher nach Panik als nach Strategie aussieht.
Der Mann, der Kriege im Handumdrehen beenden, die weltweiten Handelsbeziehungen umkrempeln und Amerika neu beleben wollte, sammelt derzeit vor allem eines: peinliche Rückzieher. Was als Machtdemonstration gedacht war, wurde zu einem spektakulären Rückschritt – just an dem Tag, an dem die Europäische Union, es leid, als Zielscheibe einer arroganten und widersprüchlichen Handelspolitik herhalten zu müssen, mit Gegenzöllen in Höhe von 23 Milliarden Dollar zurückschlug.
Betroffen ist dabei auch der Bereich US-amerikanischer Boote – keine symbolische Entscheidung, sondern ein gezielter Schlag gegen einen milliardenschweren Markt, in dem Yachten und Freizeitboote als Aushängeschilder des amerikanischen Premium-Segments gelten.
Trump hat auf Konfrontation gesetzt, steht nun aber isoliert da – mit einem Europa, das seine Interessen verteidigt, und einer Welt, die eher genervt als eingeschüchtert ist. Auf hoher See kann Überheblichkeit teuer werden – vor allem, wenn man ohne klaren Kurs fährt. Sein „America First“ wirkt nun eher wie ein „America Confused“. Und die selektive Aussetzung der Zölle droht, die Beziehungen zu langjährigen strategischen Partnern der USA noch weiter zu belasten.
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