
Stefano de Vivo, Präsident von WOSA Yacht Refit / Surveys
Stefano de Vivo: Wosa Yacht Refit will wachsen und blickt auf neue Gebiete
Beim jüngsten Blue Design Summit in La Spezia traf PressMare Stefano de Vivo, Präsident von WOSA Yacht Refit / Surveys und bis zum 31. Oktober letzten Jahres Chief Commercial Officer der Ferretti Group. Er hatte das Amt offiziell niedergelegt, um sich vollständig seinem Family Office zu widmen, wo er nun als CEO tätig ist.
Offensichtlich ist die Nautik ein Bereich, aus dem man schwer aussteigt – vor allem, wenn man mit solcher Leidenschaft dabei war. Deshalb hat sich der junge Manager mit Begeisterung in sein neues berufliches Abenteuer gestürzt, das im Februar begann, und bringt seine Erfahrung aus dem Neubaubereich in ein ganz anderes Geschäftsfeld ein.

PressMare – Wie sieht WOSA heute aus? An welche Kundschaft richtet ihr euch?
Stefano de Vivo – Im Refit-Bereich gibt es aktuell ein gutes Nachfragepotenzial. Viele Eigner erkennen, wie schön es sein kann, ihr Boot zu modernisieren und zu verändern. Gerade bei Yachten einer gewissen Größe wollen viele nicht unbedingt wechseln – sie denken seit Jahren über bestimmte Umbauten nach. Es ist eine Freude, ihnen zu helfen, das zu verbessern, was für sie oft ihr eigentliches Zuhause ist – teils sogar mehr genutzt als ihre Villa. Die Yacht ist heute der Ort, an dem sie Urlaub machen, mehr Zeit verbringen – sie wird zum intimsten Raum.
PM – Die Refit-Saison neigt sich dem Ende zu. Wie war das Jahr?
SdV – Wir arbeiten noch immer intensiv. Der Vorteil ist, dass wir mehrere Eigner betreuen, deren Yachten sowohl in Europa als auch in Amerika eingesetzt werden. Wir haben viel zu tun im Herbst, aber unser Arbeitshöhepunkt reicht bis Juli, weil viele Yachten aus den USA oder der Karibik zurückkommen und vor der Mittelmeersaison weitere Arbeiten benötigen.
PM – Können Sie uns etwas zum Auftragsbuch sagen?
SdV – Bei WOSA arbeiten wir fast gegensätzlich zum traditionellen Refit. Wir haben schon jetzt ein solides Auftragsbuch für die kommende Saison.
PM – Wie viele Projekte betreuen Sie derzeit und in Zukunft?
SdV – Wir haben rund dreißig Einheiten abgeschlossen. Das kommende Jahr sieht noch besser aus als das letzte. Im Refit ist es schwer, mit Stückzahlen zu rechnen – größere Yachten bedeuten weniger Aufträge, aber oft umfangreichere Arbeiten. Unser Geschäft läuft sehr gut und wir erhalten bereits neue Aufträge für die nächste Saison.
PM – Welche Yachtgrößen betreut WOSA hauptsächlich?
SdV – Wir können alle Größen zwischen 30 und 90–95 Metern betreuen. Wir arbeiten aber auch an kleineren Booten, etwa 20-Meter-Tendern großer Yachten, wenn der Eigner besonderen Service sucht und Qualität zu schätzen weiß.
PM – Welche Wachstumsstrategie verfolgen Sie?
SdV – Natürlich wollen wir wachsen, aber nicht unbedingt durch größere Yachten. Uns geht es darum, ein Netzwerk aus Eignern, Crews und Yachtmanagement-Firmen aufzubauen, die uns vertrauen und wiederkommen. Dieses Jahr haben wir viele Yachten zwischen 60 und 80 Metern betreut. Wir suchen Kunden, die unsere Art von Dienstleistung benötigen. Refit reicht von einfacher Wartung bis zu umfangreichen Arbeiten – ein guter Angebotsmix erlaubt uns, auch Yachten zu betreuen, die in den USA oder der Karibik eingesetzt werden und ihre Saison verlängern wollen. So können wir Aufträge schon ab Ende August oder September beginnen.
PM – Sie haben in Ihrem Vortrag neue Gebiete wie das Tigullio oder den Tyrrhenischen Raum erwähnt. Blickt WOSA auf neue Standorte?
SdV – Wir schauen auf den gesamten Mittelmeerraum – das Refit-Dreieck von den Balearen bis Livorno, über die spanische Küste, die Côte d’Azur, Ligurien und die Toskana. Das ist unser Wirkungsbereich mit unseren langjährigen Partnerfirmen. Wir haben keine eigenen Blue-Collar-Mitarbeiter, sondern arbeiten nur mit bewährten Teams, die unsere Qualitätsansprüche kennen und erfüllen. In diesem Netzwerk müssen wir bleiben – was nicht einfach ist.
PM – Sie erwähnten beim Summit die positiven Effekte solcher Aktivitäten auf die Regionen. Können Sie das erläutern?
SdV – Die positiven Auswirkungen von Großyacht-Refit werden unterschätzt. Solche Aktivitäten bringen Menschen – Kapitäne, Crews – die nicht nur kurzfristig bleiben. Italien bietet hohe Lebensqualität, und viele Fachleute ziehen mit ihren Familien in die Arbeitsregion, wie z. B. in Palma de Mallorca. Für die Regionen bedeutet das direkte wirtschaftliche Effekte und kulturellen Austausch.
PM – Neubauwerften haben Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden – Ingenieure, Projektmanager, Fachkräfte. Wie ist es im Refit?
SdV – Auch wir spüren das. Viele Refit-Firmen arbeiten auch für Neubauwerften. Wenn es viel Arbeit gibt, fehlen oft die Fachkräfte – auch Projektmanager sind schwer zu finden. WOSA versucht, ein besonders attraktiver Arbeitsplatz zu sein.
PM – Das sagen viele: Was unterscheidet WOSA?
SdV – WOSA wurde von Filippo Calcaterra (aktueller CEO) gegründet und ist ein sehr familiäres Unternehmen, in dem sich alle stark einbringen. Das ist für mich die Stärke. Im Refit kann man kein Homeoffice machen – man muss an Bord sein. Aber man arbeitet an schönen Orten, und das gilt für alle. In Italien will man gut und sicher arbeiten, aber auch Teil von etwas sein, das einem gefällt. Refit bietet im Vergleich zur Serienproduktion den Vorteil, dass jede Aufgabe neu ist. Die Strukturen sind kleiner, die Beziehungen direkter.
Von Riccardo Masnata
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