Marco Malgara CEO von ICE Yachts

Marco Malgara CEO von ICE Yachts

ICE Yachts: Italienische Segel-Exzellenz erzählt von Marco Malgara

Editorial

09/06/2025 - 08:30

Vom Boutique-Werftkonzept zu zukunftsweisenden Projekten: eine Reise in die Welt von ICE Yachts mit seinem Gründer und CEO.

ICE Yachts zählt zu den renommiertesten Namen im italienischen Yachting. Die Werft hat es geschafft, Handwerkskunst, Technologie und Design zu einem perfekten Mix aus Performance und Stil zu vereinen. An der Spitze steht Marco Malgara, ein visionärer Unternehmer, leidenschaftlicher Segler und CEO der Marke, der handwerkliche Qualität und Detailverliebtheit zur Maxime seiner Produktion gemacht hat. In diesem exklusiven Interview für PressMare gibt Malgara Einblicke in die aktuellen Bauprojekte, Zukunftsvisionen und die Philosophie hinter jedem Rumpf von ICE.

Die neue ICE Yachts 80 im Bau

Wie viele Boote befinden sich aktuell im Bau und wie ist Ihr Auftragsbestand strukturiert?

Derzeit haben wir acht Boote in der Produktion. Der Auftragsbestand ist solide, wenn auch nicht ganz so voll wie vor ein paar Jahren, als wir drei Jahre im Voraus ausgelastet waren. Dennoch arbeiten wir an prestigeträchtigen Projekten. Dazu gehört unter anderem die neue ICE 80, entworfen von Felci, die das neue Flaggschiff der Werft wird und eine Weiterentwicklung der aktuellen ICE 70 darstellt – ebenfalls für denselben italienischen Eigner. Hinzu kommt unsere erste echte Custom-Yacht, die ICE 64, in Auftrag gegeben von einem NASA-Ingenieur: ein wegweisendes Projekt mit 48-Volt-System, Hybridantrieb, Lithiumbatterien, über 3 kW Solarpaneelen, Regenwasserrückgewinnung vom festen Dach sowie Energierückgewinnung über die Schraube bei über 8 Knoten.

Die ICE 64, ein Blue Water Cruiser mit innovativen Custom-Lösungen

Stammen diese fortschrittlichen Lösungen von Ihnen oder vom Eigner?

Das Konzept stammt vollständig von uns. Rumpflinien und Design wurden von Felci gezeichnet. Ziel war es, einen echten Blue Water Cruiser zu schaffen, im Sinne eines Boots, das unabhängig und sicher in jedem Winkel der Welt leben und segeln kann. Strukturelles Dodger aus Carbon, elektrisch dimmbare Scheiben, Antifouling-Mikrovibrationssensoren, ein komplettes 48V-Bordnetz – all das war bis vor Kurzem Yachten über 100 Fuss vorbehalten.

Was sind die konkreten Vorteile eines 48V-Systems gegenüber 12V oder 24V?

MM - Sie sind erheblich. Die Kabel können deutlich dünner ausfallen, was beim Elektrosystem bis zu 350 kg Gewicht einspart. Zudem werden Verluste reduziert und die Effizienz steigt. In der modernen Automobilindustrie setzen BMW und Audi bereits auf 48V-Systeme. Die Nautikbranche folgt diesem Beispiel.

Die ICE 66, elegant und sportlich

Erzählen Sie uns vom ICE 66 ST.

Der 66 ST – Sport Touring – ist die Hochleistungsvariante der ICE 66, gezeichnet von Farr und Micheletti. Sie verfügt über gewichtsreduzierte Laminierung, gewichtsoptimierte Innenräume und eine auf Geschwindigkeit ausgerichtete Konfiguration. Bei der jüngsten Ruta del Sal ab Barcelona gewann sie die Line Honours. Eine Yacht mit Regatta-DNA, aber mit dem Komfort einer Fahrtenyacht.

Die erste ICE 56 wird im Februar 2026 getauft

Und was ist mit der neuen ICE 56?

Das erste Modell der ICE 56 wird im Februar 2026 zu Wasser gelassen – drei Boote sind bereits verkauft. Das Raumangebot im Inneren ist vergleichbar mit dem von 62-Fuß-Yachten vergangener Jahre. Modern, leistungsstark, edel – mit großem Marktpotenzial.

Welche weiteren Modelle sind aktuell in Arbeit?

Wir bauen derzeit eine ICE 70 Gran Comfort mit vollbreiter Achter-Eignerkabine, eine ICE 66 RS (Raised Saloon) für einen brasilianischen Kunden sowie eine ICE 62 Targa ohne Hardtop. Außerdem produzieren wir Komponenten für die ICE 56 Nummer 2 und 3, die meiner Meinung nach ein Bestseller werden wird. Und natürlich setzen wir die Produktion der ICE 52 ST fort, die auch im ORC-Regattabereich hervorragende Ergebnisse erzielt hat.

Innenansicht der neuen ICE 56

Ihre Kundschaft ist sehr international. Wie sind diese Beziehungen entstanden?

Tatsächlich. Von den acht im Bau befindlichen Booten sind nur zwei für italienische Eigner. Die anderen stammen aus Japan, Deutschland, Brasilien... Das ist das Ergebnis eines über Jahre aufgebauten Rufs und eines überzeugenden Empfehlungsmarketings. ICE Yachts ist eine Boutique-Werft, und der maßgeschneiderte Ansatz wird sehr geschätzt.

Die ICE Yachts Werft in Salvirola, Provinz Cremona

Die ICE 64 wird in Cannes Premiere feiern. Könnte daraus eine Serie entstehen?

Möglich, obwohl sie so stark individualisiert ist, dass sie kaum zu wiederholen wäre. Dennoch wird sie eine hervorragende Plattform sein, um unsere Fähigkeiten in Design, Technik und Ästhetik zu zeigen. Leicht, funktional, schön. Voll ausgestattet unter 22 Tonnen: zwei Wasseraufbereiter, zwei Autopiloten – eine Ausnahmeerscheinung.

Wie sieht das typische ICE-Kundenprofil aus?

Anspruchsvoll, wohlhabend, aber vor allem segelbegeistert und kompetent. Wer sich für ICE entscheidet, tut das aus Überzeugung und wird oft zum Markenbotschafter. Wir bauen Beziehungen, nicht nur Yachten. Wenn die Chemie mit einem Kunden nicht stimmt, lehnen wir den Auftrag lieber ab.

Sie haben die Rückkehr der Katamarane angesprochen?

Ja. 2026 wird unser neuer Werftstandort in Brindisi eingeweiht, wo wir die Produktion von Segel- und Motorkatamaranen neu starten. Den Anfang macht ein 52-Fuß-Modell mit besseren Leistungen als vergleichbare Konkurrenten – fast 3 Tonnen leichter. Auch Motorversionen sind geplant, ideal für komfortables und verbrauchsarmes Cruisen.

Blick vom Speiseraum in den großzügigen und originellen Innenraum des ICE 66

Denken Sie auch über einmotorige Monohulls nach?

Ein Projekt liegt bereits vor, aber der Markt für Motoryachten ist gesättigt. Wir warten auf den richtigen Moment. Einige Wettbewerber werden wohl bald verschwinden. Wenn es soweit ist, sind wir bereit.

Wie ist die Marktsituation Anfang Juni 2025?

Für Großerienwerften ist es schwierig. Der Verkauf von Schlauchbooten ist um 45 % eingebrochen, viele Motorbootwerften verlieren 50 %. Wir liefern sechs Boote im Jahr und können wählen. Wer ein Spitzenprodukt sucht, landet bei uns. Aber die Gesamtlage ist unsicher. Eine echte Erholung erwarte ich erst im Frühjahr 2026.

Die Sporttouring-Version des ICE 80

Probleme in der Lieferkette?

Nein. Wir arbeiten frühzeitig: Motoren, Ausstattung, Innenmaterialien – alles ist vorhanden. Einzig Harz lagern wir aus Sicherheitsgründen nur begrenzt. Wenn wir wollten, könnten wir heute mit drei Booten starten.

Wurde schon nach Booten über 80 Fuß gefragt?

MM - Mehrfach. Aber ich habe entschieden, dass 80 Fuß unsere Obergrenze ist. Unsere Identität soll erhalten bleiben. Die kleinste ICE ist die 52, mein persönlicher Favorit. 20 Stück haben wir gebaut, und jedes wurde besser.

Die Maxi NICE, umgerüstet von ICE Yachts, dem Miteigentümer, belegte bei der Barcolana 2024 mit einer Crew aus Champions der Fiamme Gialle den 3. Gesamtrang

Erzählen Sie uns von NICE, Ihrer Regattayacht.

NICE ist eine atemberaubende 79-Fuß-Yacht von Reichel/Pugh, 1995 bei McConaghy gebaut. Sie hat als Morning Glory und Capricorno zahlreiche Siege eingefahren. Wir besitzen sie gemeinsam mit einem US-Kunden, haben sie refittet und für aktuelle Rating-Regeln optimiert. NICE startet bei Regatten in Portofino, Porto Cervo und bei der Barcolana, wo sie 2024 den 3. Gesamtrang belegte – vor deutlich längeren und moderneren Yachten. Kein anderer italienischer Hersteller hat einen so engen Bezug zum Leistungssport einer Streitkraft.

 Eindrucksvolle Draufsicht der ICE 66

Giuliano Luzzatto

 

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