Swiss Sailing Team: Platz für Maud Jayet
Swiss Sailing Team: Platz für Maud Jayet
Nach einer tollen Olympia-Kampagne segelt Maud Jayet im ILCA 6 auf den undankbaren 4. Platz. Sie hatte bis zum Schluss eine Medaille vor Augen, schaffte es im Medal Race jedoch nicht, die vor ihr liegende Norwegerin Line Flem Hoest noch abzufangen. Ihre Leistung hier in Marseille und die des ganzen Teams um sie herum kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Bei ihrer Olympia-Premiere in Tokyo lief 2021 nicht alles nach Wunsch. Nach einem mässigen Auftakt kam sie in eine Negativspirale und konnte ihr Potenzial nicht ausschöpfen. Drei Jahre harte und fokussierte Arbeit haben sich ausbezahlt. Auch in Marseille startete Maud Jayet mit einem 16. Laufrang und damit alles andere als ideal in den Wettkampf. Doch anders als in Tokyo liess sie den Kopf nicht hängen und schaute vorwärts. «Die Verhältnisse waren die ganze Zeit über enorm herausfordernd und ich wusste, dass es in erster Linie darum gehen würde, nicht zu viele Fehler zu machen», analysierte die 28-Jährige den Rennverlauf. Auch ein 13. und ein 17. Rang am dritten Tag sowie ein 22. (als Streichresultat) am fünften Tag brachten sie nicht aus dem Konzept. Allerdings lag sie vor dem Medal Race fünf Punkte hinter der Bronzemedaille zurück – eine Hypothek, die sich schlussendlich als zu gross erwies. «Ich wollte die rechte Bahnseite und kam beim Start auch gut weg. Leider drehte der Wind dann nicht wie erhofft nach rechts und ich hatte bei dem kurzen Lauf keine Chance mehr, nochmals anzugreifen», sagte Maud Jayet nach dem Medal Race unter Tränen. «Am Schluss zählt an den Spielen nur eine Medaille und die habe ich leider verpasst. Ich habe alles gegeben – im Moment ist es schwierig, positiv zu bleiben.»
Trotz verpasster Medaille ist die Leistung der 28-jährigen Waadtländerin bemerkenswert. Und sie kommt keinesfalls überraschend. Nach den Olympischen Spielen von Tokyo stellte Maud Jayet einiges auf den Kopf und suchte sowohl im physischen wie im psychischen Bereich neue Lösungen. Sie absolvierte unzählige Stunden im Kraftraum der Uni Lausanne und für die mentale Arbeit fand sie in Maayke van der Pluijm eine passende Coachin. Die in Lausanne lebende Niederländerin arbeitet für das ganze Swiss Sailing Team, war auch in Marseille mit dabei und half Jayet, möglichst alle Nebengeräusche auszublenden. Schliesslich zahlte sich auch die Ende 2021 begonnene Zusammenarbeit mit Trainer Mikael Lundh aus. Der Schwede war früher selber Profi-Segler und gilt als extrem fordernder Trainer, der nur den Erfolg seiner Athletin vor Augen hat.
«Die Entwicklung von Maud ist wirklich bemerkenswert», sagt auch Christian Scherrer, Chef des Swiss Sailing Teams. «Mit ihren beiden Vize-Weltmeistertiteln hat sie gezeigt, dass sie zur Weltspitze gehört. Auf die Olympischen Spiele hin hat sie sich selber enorm unter Druck gesetzt – umso mehr freuen wir uns über diesen Erfolg. Selbstverständlich wäre eine Medaille noch schöner gewesen, doch ein 4. Platz bei den ILCA 6 ist ein hervorragendes Resultat.»