Back to the Sunny Future

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Editorial

18/01/2022 - 17:59

Wenn man über Silent Yachts schreibt, geht es nicht bloss um ein einzelnes Yachtmodell. Sondern man muss das ganze Konzept im Auge behalten. Unser Augenschein in Porto Adriano zeigte, dass Silent Yachts und seine Kunden eine strahlende Zukunft vor sich haben…

Mallorca, Porto Adriano – die Marina im Starck-Design ist allererste Adresse für noble Yachtbrands. Silent Yachts hat hier sein Mittelmeer-Office eröffnet. Die Edelmarina bietet den passenden Rahmen für die standesgerechte Präsentation der solarbetriebenen Motorkatamarane. Das gestiegene Interesse an Silent Yachts auch jenseits des grossen Teichs deckt ein Office in Fort Lauderdale ab. Die Firmengründer Michael und Heike Köhler pendeln zwischen dem Headquarter am Wörthersee und den Produktionsstätten in Thailand, Italien und der Türkei hin und her. Man gönnt ihnen den Erfolg ihres Solarkonzepts, das sie seit mehr als 15 Jahren unbeirrt verfolgen. Die experimentierfreudigen Pioniere haben sich zu etablierten Trendsettern für resourcenschonende und nachhaltige Yachtkonzepte entwickelt. Und die 12 im Bau befindlichen Solarkats zeigen, dass ihr Konzept auf der ganzen Linie von 55 bis 80 Fuss aufgeht.

Wer noch ihren Prototypen Solarwave 46 vor dem geistigen Auge hat, dem wird beim Anblick der neuen Silent 60 erst richtig klar, was für ein Quantensprung hier stattgefunden hat. Vom Test- und Labor-Katamaran zu einer ausgereiften HighEnd-Yacht – nicht nur technisch auf der Höhe, sondern dank Designer Marco Casali auch in einem überzeugenden und selbstbewussten Look. Durch ihre Breite bieten Kamarane innen und aussen ja schon jede Menge Platz – doch die Silent 60 punktet auch mit mehr Raumgefühl in der Höhe. Im Salon kann ich die Hände nach oben austrecken, an die Decke komme ich trotzdem noch lange nicht. Der Salon, die Pantry, die Kabinen, die Nasszellen – überall grosszügige Dimensionen und gepflegtes Ambiente. Selbst der futuristische Steuerstand passt ins gestylte Ganze. Kein Wunder erhielt die Silent 60 den German Design Award in der Kategorie Excellent Product Design. 

Doch nicht nur der Style, sondern auch der hohe technische Stand wurde prämiert – beim Gustave Trouvé Award for Excellence in Electric Boating holte sich die Silent 60 den ersten Rang in der Kategorie Serienboote ab acht Meter. Nicht umsonst nennt man die Silent Yachts bereits „die Teslas der Meere“. Und wen wundert es dann noch, dass in der auf 40 Personen angewachsenen Silent-Crew neu Jochen Rudat im Vorstand sitzt – er war vorher Tesla Central Europe Director und rapportierte direkt an Elon Musk. Who’s next?

Captain Mike startet die beiden 250kW E-Motoren. Die Silent 60 ist State-of-the-Art: Ihr solar-elektrischer Antriebsstrang der nächsten Generation verfügt über leistungsfähigere Elektromotoren, grössere Batteriebänke und eine höhere Spitzenleistung als die Vorgängermodelle. E-Boote sind ja eigentlich ein alter Zopf, bereits 1838 (also vor fast 200 Jahren!) wurde in St. Petersburg ein erfolgreicher Testlauf eines elektro-magnetischen Bootes gefeiert. Neu ist heute die Speisung mit Sonnenenergie, die gratis und franko vom Himmel scheint. Durch die ständige Optimierung von Solarzellen und Batterien konnte Silent Yachts von Modell zu Modell verbesserte und leistungsfähigere Yachten vorstellen. Auf die Frage, welches denn die beste Yachtgrösser für sein solar-elektrisches Konzept sei, antwortet Michael Köhler lächelnd: “Matchbox Size! Dann wäre die Effizienz am höchsten.” 

Da es aber keinen Markt für zündholzschachtelgrosse Yachten gibt, bietet Silents Yachts von 55 über 60 und 80 bis zukünftig 100 Fuss eine schöne Auswahl an. Die neue Hunderter wird dann auch über ein Helipad verfügen, wenn die Solarpanels auf dem Fly Deck (nomen est omen) zur Seite gleiten.

Kurs Horizont – mit unbegrenzter Reichweite

Auch wir gleiten – geräuschlos –aus dem Hafen. Auf einer Segelyacht würden wir jetzt die Segel setzen, aber hier bleibt alles ruhig und entspannt. Rigg und Segel würden nur Schatten auf die Solarpanels werfen und den Wirkungsgrad reduzieren. Deshalb sind die besten Plätze an Bord auch für die Solarzellen reserviert. Auch das (absenkbare) Dach der Fly ist bestückt mit (leichteren) Solarpanels. Das Kabinendach geht weit bis aufs Vorschiff, das ergibt ganz schön Fläche für die Sonnenscheinsammler. Ein Netz sucht man auf dem Vorschiff vergeblich, dafür verbirgt sich auf dem Vordeck ein Kitesystem für den Segler in uns. Als Back-up-Antrieb oder einfach, weil es cool ist und sich einfach bedienen lässt. Der kurze Trägermast wird ausgefahren, der Kiteschirm aufgeblasen und mit einem Sensor versehen. Dann lässt man den Drachen auf 120 bis 150 Meter steigen, wo der Wind beständiger bläst. Der Kitecomputer empfängt derweil die Sensorsignale und steuert den Kite so, dass er eine liegende Acht fliegt – das “Infinity”-Zeichen ist das optimale dynamische Flugmuster und liefert dann die Zugpower für den 29-Tonner auf zwei Rümpfen.

Aber auch ohne Wind geht es vorwärts. Wenn die Sonne scheint, ist die Reichweite unbegrenzt. Und legt man keinen Wert auf rasende Geschwindigkeiten, kann man Tag und Nacht durchfahren. Energie ist genug da, den drei Batteriebänken mit 210kWh Kapazität gehört unser Dank. Ich schaue dem Kapiän über die Schulter. Gesteuert wird mit einem kleinen Simrad-Hebelchen – oder dann mit Autopilot. Das klassische Steuerrad ist nur für den Notfall da, sollte das elektrische System einmal gänzlich aussteigen. Nachdem der obligate Speedtest abgehakt ist (die Silent 60 schafft 13 Knoten) ziehen wir – wie die meisten Silent-Kunden – Entschleunigung und Ruhe vor. Am Steuerstand sehen wir das Resultat unserer weisen Entscheidung auf den Displays in Echtzeit: Reduzieren wir den Speed von 9.8 auf angenehme 5.5 Knoten, brauchen wir sechsmal weniger Power für die E-Motoren (7 anstatt 42 kW). Wir cruisen entspannt der Küste entlang, passieren die Malgrats-Felsformationen und nehmen Kurs auf die Bucht von Santa Ponsa. Als wir vor Anker liegen, tippt der Captain auf dem Display auf “Ankermodus”, ab jetzt geht sämtliche Energie automatisch in die Hotelfunktionen wie Klimaanlage, Kühlschrank oder Espressomaschine. Selbst für diese Stromfresser liefern die Panels genug Energie. Und sollte es wirklich einmal tagelang schneien – dann sorgt ein Volvo-Generator für Abhilfe

Voller Komfort für die Langfahrt

Die Welt entdecken, auf nachhaltige Art und Weise. Und mit dem Komfort, wie man ihn an Land gewöhnt ist. Die schwimmende Villa bietet eine überdachte Lounge auf dem Achterdeck. Die äussere Sofalehne lässt sich umklappen, so kann man nach innen oder ins Weite blicken. Die Plattform lässt sich bis unter das Wasser absenken und erleichtert so das Tenderhandling ungemein. 

Duch die Schiebetüren gelangt man ins Innere, wo sich nach der gut ausgerüsteten Pantry der Salonteil anschliesst. Der Eigner dieser Silent hat sich rechts für ein opulentes Schubladenmöbel entschieden, in dem auch ein hochfahrbarer Megascreen untergebracht ist. Am grossen Salontisch links finden locker sieben oder mehr Personen auf weichen Polstern Platz. Klassisch an Steuerbord ist das Kommando- und Kontrollpult platziert. Mittschiffs geht es hinunter zur Master Cabin, mit Betonung auf Master. Sie ersteckt sich inkl. Bad fast über die gesamte Schiffsbreite. Wer sich hier eingeengt fühlt, der hat wirklich ein Problem. Ebenso chic und fast so gross ist die VIP-Doppelkabine im Steuerbordrumpf. Natürlich mit eigenem Bad, wie die anderen “normalen” drei Doppelkabinen. 

Für den Skipper gibt es auf der Backbordseite eine eigene Kabine ebenfalls mit Bad – Zugang via Lukeneinstieg von aussen. Gefallen haben uns auch die seitlichen, alkovenartigen Rückzugsorte an Deck. Nicht zu vergessen die grosszügige Lounge auf der Fly Bridge (oder ist es schon ein Fly Deck?) – auf dieser Yacht findet jeder ein Lieblingsplätzchen.

Fazit

Ich war insgesamt fast zwei Tage mit der Silent 60 unterwegs, bei wechselnden Seegangsbedingungen, Sonnenschein und tiefen Wolken. Der Wohlfühlfaktor war immer sehr hoch, ob auf der Flybridge oder im Salon. Man lernt sehr schnell die wohltuende Ruhe zu schätzen – das lauteste Geräusch sind Wind und Wellengeplätscher. Der Weg wird zum Ziel, die Lebensqualität bekommt eine neue Dimension, die Entschleunigung setzt sehr rasch ein. Der typische Silent-Kunde? Ein Unternehmer, der bereits eine Solaranlage auf dem Dach seiner Fabrik hat und die Leistungsdaten auf seinem Smartphone abrufen kann. Oder ein Early Adapter, der bereits seit fünf Jahren Tesla fährt. Entweder aus grüner Überzeugung und/oder aus Liebe für ausgereifte Technik. 50% der Kunden haben vorher noch nie eine Yacht besessen. Mit dem Silent-Konzept können sie ihren Traum vom Leben auf dem Wasser geniessen, ohne erst die klassische Seglerausbildung durchlaufen zu haben. So oder so – klassische Verbrenneryachten sehen plötzlich ziemlich alt aus…

 

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