Charter, Yachten und neue Generationen: Gespräch mit MYBA-Präsident Raphael Sauleau

Service

30/04/2025 - 06:48

Anlässlich der MYBA Charter Show in Sanremo haben wir Raphael Sauleau, Präsident der Vereinigung, getroffen, um über die Marktlage im Charterbereich, aktuelle Trends und Zukunftsperspektiven zu sprechen.

PressMare – Raphael, beginnen wir mit der Gegenwart. Wie entwickelt sich der Markt zu Beginn des Jahres 2025 und was sagt uns diese Ausgabe der MYBA?
Raphael Sauleau – Das Jahr 2025 hat sehr dynamisch begonnen. Wir verzeichnen eine deutliche Zunahme an Anfragen im Vergleich zum Vorjahr – trotz einer anfangs schwachen Wintersaison 2023–2024. Besonders in der Karibik und Südostasien haben wir eine starke Erholung gesehen, die sich bis Mitte März fortgesetzt hat. Ein Beispiel: Unsere griechische Flotte hat bereits rund 85 % des Jahresziels in nur zwei Monaten erreicht.

PM – Ein vielversprechender Start also…
RS – Absolut. Zwar gab es im März eine leichte Verlangsamung – wohl bedingt durch wirtschaftliche Unsicherheiten in den USA. Einige Kunden zögern aktuell mit Buchungen, sowohl beim Charter als auch beim Kauf neuer Yachten. Das Interesse am Chartern bleibt aber stark, und genau dieses Zögern beim Kauf könnte den Chartermarkt 2025 weiter beflügeln – vor allem im Mittelmeer, mit Griechenland als klarer Favorit.

PM – Spiegelt die diesjährige MYBA diesen Trend wider?
RS – Ganz eindeutig. Wir sind zurück in Sanremo – ein strategisch günstiger Ort für viele Yachten, die zwischen Genua und Cannes überwintern. In diesem Jahr zeigen wir 84 Yachten, teils im Hafen, teils vor Anker, und über 600 registrierte Besichtigungen durch Broker. Wahrscheinlich ist dies unsere bisher größte Ausgabe. Der Appetit auf Charter ist riesig – auch dank der vielen neuen Yachten, die seit dem Post-COVID-Boom auf den Markt gekommen sind.

PM – Wohin entwickelt sich der Markt? Und wie verändern sich die Erwartungen der Kunden?
RS – Nach COVID hat sich eines ganz klar herauskristallisiert: Die Yacht selbst ist zur Destination geworden. Es geht nicht mehr nur um das Reiseziel, sondern um das Erlebnis an Bord. Das verlangt hochqualifizierte Crews, Top-Service, Sterneköche, Masseure, Fitnesstrainer. Die Yacht muss im Layout und in der Ausstattung „charterfreundlich“ sein.
Bei den Zielen bleibt Griechenland führend, gefolgt von Kroatien, Frankreich, Italien und – mit etwas Abstand – Spanien.
Was die Größen betrifft: Im Schnitt bleiben wir bei rund 33 Metern. Das Herz des Marktes liegt bei Yachten zwischen 30 und 60 Metern, mit Angeboten von 28 bis 100 Metern.

PM – Und die neuen Generationen? Wie verändert sich ihr Zugang zur Yachtwelt?
RS – Der hat sich stark verändert. Früher lag die Altersgruppe bei 55–65, jetzt sehen wir viele Kunden zwischen 45 und 55. Es gibt weltweit mehr junge Millionäre, die sich für Yachten interessieren. Das Charter-Erlebnis – mit seiner Flexibilität, täglichen Ortswechseln und maßgeschneidertem Service – passt hervorragend zu deren Lebensstil.

PM – Es heißt, junge Kunden bevorzugen das Mieten gegenüber dem Eigentum. Stimmt das?
RS – Teilweise ja. Einige Kinder oder Enkel von Eignern bevorzugen das Mieten. Gleichzeitig sehen wir viele neue Käufer. Die klassischen Eigner werden durch jüngere ersetzt – die Eigentümerbasis bleibt stabil.

PM – Zum Schluss: Was halten Sie von neuen Konzepten wie dem 54-Kabinen-Segel-Yachtprojekt von LVMH?
RS – Ein großartiges Projekt, das sicher neue Kunden in die Welt des Yachtsports führt. Es bietet ein luxuriöses Erlebnis, ist aber eine andere Kategorie als der klassische Superyacht-Charter. 54 Kabinen sind eben etwas anderes als sechs. Beide Modelle können jedoch gut koexistieren und sich gegenseitig ergänzen.

 

©PressMare - Alle Rechte vorbehalten

advertising
PREVIOS POST
Portosole: Herausforderungen, Strategien, Nachhaltigkeit und Zukunftsvision. Interview mit General Manager Giorgio Casareto
NEXT POST
Gunes Aysun über die MYBA Show: Die Türkei wächst im Luxus-Chartermarkt