
Honda Marine und der Außenbordermarkt: Italien führt bei den europäischen Ergebnissen
In einem zunehmend wettbewerbsintensiven und segmentierten Markt hebt sich Honda Marine durch Weitblick, Investitionen und ein gutes Gespür für Branchentrends hervor. Italien erweist sich nicht nur als strategisches Zentrum, sondern auch als erfolgreiches Versuchslabor. Die neuen V8-Motoren – zusammen mit einer vollständig erneuerten Produktpalette – bilden die Grundlage für eine ehrgeizige, aber realistische Herausforderung der aktuellen europäischen Marktführerschaft von Mercury bis 2030.
Im komplexen und wettbewerbsintensiven europäischen Markt für Außenbordmotoren behauptet sich Honda Marine als eine der dynamischsten und wachstumsstärksten Marken – mit besonders starken Ergebnissen in Italien. Während einer Presseveranstaltung am 18. April in Ostia skizzierte Francesco Pichelli, Vertriebsleiter von Honda Marine Europa, die Marktentwicklung und die Ziele der neuen Organisation, die seit dem 1. April 2024 unter der Leitung von General Manager Christian Pellegrino tätig ist.
Derzeit hält Honda in Europa einen durchschnittlichen Marktanteil von 16,4 %, ein Anstieg gegenüber 14 % im Jahr 2022. Italien führt dabei: Rund 4.500 Einheiten wurden im letzten Geschäftsjahr verkauft – ein Marktanteil von 23,4 %, der höchste unter allen europäischen Niederlassungen. Besonders bemerkenswert ist die Leistung des neuen Spitzenmodells BF350 V8, das im Segment der extra-large Außenborder bereits 26 % Marktanteil erreicht hat.
„Unser Ziel ist klar: Die Performance anderer europäischer Märkte an das italienische Niveau anzugleichen“, so Pichelli. Offizielle IMEC-Daten – die einzige zertifizierte Stelle in Europa – belegen, dass diese Strategie bereits greift, insbesondere bei den Hochleistungssegmenten.
Der europäische Außenbordermarkt hat sich nach der Covid-Welle und den Auswirkungen gestiegener Treibstoffpreise sowie Zinsen bei rund 125.000 Einheiten pro Jahr stabilisiert. Während kleine und mittlere Segmente Rückgänge verzeichnen, wächst das Segment über 300 PS stark – von 3.000 Einheiten während der Pandemie auf über 4.300 im Februar 2025.
Honda reagierte mit der Einführung der V8-300- und V8-350-Modelle und plant bis September 2025 sechs neue Motoren – ein klares Zeichen für den kontinuierlichen Entwicklungsplan bis 2030.
„Wir konzentrieren uns auf die Qualität unseres Produktmixes, nicht nur auf Volumen. Der Mehrwert liegt im Premiumsegment“, erklärt Pichelli.
In Italien liegt der Markt bei etwa 19.000 Einheiten jährlich – mit einem leichten Rückgang von 3 % gegenüber dem Vorjahr. Der Trend folgt dem europäischen Muster: Rückgang bei 40-PS-Motoren, aber starkes Wachstum bei 100–250 PS und über 300 PS. Das Hochleistungssegment wuchs um 70 %. Honda dominiert das extra-large Segment mit 242 verkauften BF350 von insgesamt 950 Einheiten – ein Marktanteil von 26 %.
Besonders strategisch war die Arbeit mit Bootsbauern:
„Der BF350 ist kein typisches Händlerprodukt, sondern für Werften gedacht. Deshalb bauen wir direkte Beziehungen zu Werften auf und organisieren Events wie den 'BoatBuilder Day', um die Präsenz in Twin- und Triple-Engine-Konfigurationen zu erhöhen.“
Die Preissteigerungen nach Covid haben viele Kunden zum Repowering bewegt – also dem Motorwechsel statt Bootskauf. Ein 6-Meter-Boot mit 40-PS-Motor kostet heute über 40.000 €, im Vergleich zu 26.000–30.000 € vor der Pandemie.
„Die Einstiegshürde ist um über 30 % gestiegen, die Einkommen jedoch nicht im gleichen Maß“, so Pichelli.
Die Folge: Mehr Gebrauchtmotoren, Lagerüberhänge und Werften unter Druck.
Frankreich und Deutschland sind am stärksten betroffen, während Italien widerstandsfähiger bleibt – auch dank treuer Honda-Kunden, die lange auf einen Motor über 250 PS gewartet haben.
Seit dem Produktionsstopp von Evinrude vor fünf Jahren wurde der Markt neu aufgeteilt. Mercury – bereits Marktführer – profitierte zuerst vom Händlernetz, aber auch Honda konnte insbesondere in Italien Marktanteile gewinnen. Seit Juli 2024 verzeichnet Honda ein Plus von 8 %, während Yamaha 4 % verlor.
Im 350-PS-Segment (Stand August 2024): Mercury bei 70 %, Yamaha bei 12 %, Suzuki 5 %, Honda bereits bei 13 % – ein beachtlicher Start.
Ein weiteres strategisches Feld ist die elektronische Integration. Honda entwickelt eine Schnittstelle, die mit allen gängigen MFDs kompatibel ist – für größtmögliche Flexibilität beim Rigging und gleichzeitiger Markenidentität. Das erhöht die Attraktivität in Premiumsegmenten.
Industriell wurde die Produktion von Honda-Außenbordern bis 5 PS vollständig nach Japan verlagert – nicht aus Qualitätsgründen oder wegen der US-Zölle, sondern zur Effizienzsteigerung in der Fertigung.
In den kommenden Tagen veröffentlichen wir auch einen technischen Fokus zum neuen Honda BF300, der im Januar auf der boot Düsseldorf seine Weltpremiere feierte. Die Veranstaltung in Ostia – an der wir mit italienischen und europäischen Medien teilnahmen – sollte auch Praxistests beinhalten, die wetterbedingt verschoben wurden. Bleiben Sie dran für unseren Testbericht auf dem Wasser!
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